Strafe „letztes Mittel“ gegen Schulschwänzen

Strafen sollten bei notorischem Schulschwänzen das „letzte Mittel“ sein, so Schullandesrat Siegmund Stemer zur Diskussion um höhere Geldstrafen fürs Schuleschwänzen. Auch für Beratungslehrerin Dagmar Feuerstein sollten Prävention und Gespräche Vorrang haben.

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In Vorarlberg müssen durchschnittlich 130 Familien im Jahr Strafe fürs Schulschwänzen des Kindes zahlen. Laut Schullandesrat Siegmund Stemer (ÖVP) ist das Schulschwänzen in Vorarlberg kein so gravierendes Problem. Zuerst werde bei Schulschwänzern in der Schulgemeinschaft versucht, der Ursache für das unentschuldigte Fernbleiben vom Unterricht auf den Grund zu gehen. Das ist nach Stemers Ansicht auch der richtige Ansatz. Bei hartnäckigem Ignorieren der Regeln müssten natürlich auch Strafen sein, diese würden das eigentliche Problem aber nicht beseitigen.

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Video: Beitrag von Stefan Krobath und Gernot Kutzer

Strafen von 220 auf 440 Euro verdoppeln

Anlass für die Diskussion ist, dass Bildungsministerin Claudia Schmid (SPÖ) die bisherige Strafe für Schuleschwänzen von 220 Euro auf 440 Euro verdoppeln will. Konkret sieht der Entwurf vor, dass nach zehn unentschuldigten Fehltagen ein verpflichtendendes Gespräch zwischen Eltern und Schule stattfinden muss. Gibt es innerhalb eines Monats keine Besserung, werden Schulpsychologen hinzugezogen. Nach weiteren vier Wochen müssen Eltern mit Strafen rechnen.

ÖVP-Intergrationsstaatssekretär Sebastian Kurz schlägt gar Strafen in Höhe von 1.500 Euro für notorische Schwänzer vor.

Feuerstein: Prävention und Gespräche suchen

Auch Beratungslehrerin Dagmar Feuerstein stimmt mit Schullandesrat Siegmund Stemer darüber überein, dass Schwänzen in Vorarlberg kein gravierendes Problem sei. Dies sei nicht zuletzt dadurch so, weil die Lehrpersonen früh genug reagieren würden.

Wie Feuerstein im Gespräch mit „Vorarlberg heute“-Moderator Christoph Waibel erklärte, seien Beratungslehrer an den Schulen oft erste Ansprechpersonen, wenn Schüler schwänzen. Es gelte sich dabei gut zu überlegen, welche Maßnahmen Sinn machen. Mit einer Strafe zu drohen mache etwa dann Sinn, wenn die Eltern an die Lehrpersonen nicht mehr herankommen. Ansonsten aber sei es üblich, präventiv zu arbeiten und im Ernstfall das Gespräch zu suchen. Dass eine hohe Geldstrafe vonnöten gewesen wäre, um Schüler zur Räson zu bringen, habe Feuerstein in ihren 15 Jahren Beratungslehrerinnentätigkeit jedenfalls noch nicht erlebt, wie sie betonte.

Schulverweigerung kann viele Gründe haben

Wenn Schüler schwänzen, gelte es, genau hinzuschauen, woran das Probem läge, um gute Lösungsansätze finden zu können. Die Ursachen für das Fernbleiben von der Schule können nämlich laut Dagmar Feuerstein mannigfaltig sein - von der Schulphobie, bei der die Angst im Vordergrund steht, bis hin zum richtigen Schulschwänzen, bei dem das Kind gesundheitlich eigentlich in der Lage wäre die Schule zu besuchen. Oft sei es allerdings so, dass Eltern gar nicht wüssten, dass das Kind vom Unterricht ferngeblieben sei. Insofern sei es sehr wichtig, dass Lehrer früh das Gespräch mit den Eltern suchen und geeignete Maßnahmen überlegt werden.

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