Freerider: Grüne fordern schärferes Vorgehen

Vorarlbergs Grüne kritisieren, dass Skigebiete mit Variantenfahren Werbung machen. Sie fordern politische Konsequenzen. Gebhard Barbisch, Landesleiter der Bergrettung, betont indes, es gebe heuer nicht mehr Tiefschneefahrer als üblich.

Lange Zeit standen Skitourengeher im Verdacht, besonders fahrlässig und damit potenziell lawinengefährdet zu sein. Doch eine Auswertung aller Lawinenereignisse in Vorarlberg seit 1990 zeige ein anderes Bild, sagte Grünen-Klubobmann Johannes Rauch. So liege der Anteil der Variantenfahrer bei Lawinenunfällen bei 59 Prozent am höchsten, während der Anteil der Skitourengeher bei Lawinenunfällen mit 23 Prozent deutlich geringer sei.

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Während für Tourengeher Sonde, Piepser und Schaufel zur Standardausrüstung gehören, hätten Variantenfahrer oft gar nichts dabei, so Rauch. Dazu komme die Unerfahrenheit, vor allem von Touristen, die zu wenig über alpine Gefahren wissen. Hier seien die Liftbetreiber gefordert, so Rauch. Es werde mit Freeriden geworben, allerdings ohne ein Wort über Schutzausrüstung oder alpine Gefahren zu verlieren. Das sei so, als ob der Alpenverein Werbung für seilfreies Klettern ohne Helm machen würde: „Kein Mensch kommt auf diese Idee“, meinte Rauch.

„Freerider sollen Sicherheitsausrüstung mitnehmen“

In einem Antrag fordern die Grünen nun Konsequenzen. Das Naturschutzgesetz gehöre in Hinblick auf neue Trends überarbeitet und verschärft. Freerider sollen eine Sicherheitsausrüstung mitnehmen müssen. Zudem brauche es eine Versicherungspflicht. Das brächte auch dem Land etwas, denn zahlreiche ausländische Skifahrer würden in Vorarlberger Spitälern behandelt ohne dass sie ihre Behandlungskosten bezahlen würden. Dabei würden mehrere tausend Euro im Jahr verloren gehen. Eine Versicherungspflicht könnte dies verhindern, meinte Rauch.

Ab Lawinenwarnstufe 3 sollte das Variantenskifahren massiv beschränkt werden. Dafür könnte sich Rauch verstärkte Hinweise und schärfere Warnungen vorstellen.

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Video: Gebhard Barbisch (Landesleiter der Bergrettung) im Interview mit Daniel Rein

Barbisch: Absperrungen nicht forcieren

Gebhard Barbisch, Landesleiter der Bergrettung, erachtet es als sinnvoll, die Wintersportler über Gefahren abseits der Piste aufzuklären und ihre Sensibilität dafür zu schärfen.

Zu den Forderung der Grünen meinte Barbisch im „Vorarlberg heute“-Interview mit Moderator Daniel Rein, dass Sperren ab Lawinenwarnstufe drei ohnehin problematisch, weil „eine Stufe zu spät“, seien. Denn bei dieser Stufe würden, statistisch gesehen, die meisten Lawinenunfälle passieren.

Zudem wären Sperrungen nur schwer möglich und sollten nach Ansicht von Barbisch auch nicht forciert werden. Er setze mehr auf die „Vermittlung von Spielregeln“ und das „Hervorkramen des Hausverstandes“.

Heuer wenig Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung

Gebhard Barbisch machte im „Vorarlberg heute“-Interview außerdem deutlich, dass es im heurigen Winter bisher wenige Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung gegeben habe: nämlich zwei. Ein 18-Jähriger kam dabei uns Leben und eine Person, Prinz Friso, wurde in Lech schwer verletzt.

Mit dieser Bilanz sei man aber weit davon entfernt, was sich in „normalen“ Wintern abspiele, so Barbisch. Es habe auch schon Winter mit 18 Lawineneinsätzen und acht Toten gegeben. Heuer gäbe es die „seltsame Situation“, dass es zwar wenig Personenschaden aufgrund von Lawinen gebe, aber schon fast schon eine Hysterie darüber entstanden sei.

Dabei gibt nach Ansicht von Barbisch heuer nicht mehr Freerider oder Tiefschneefahrer wie in bisherigen Wintern.

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