Spitalsärzte fordern dringend Maßnahmen

Der Ärztemangel und die Arbeitsbedingungen der Spitalsärzte sind am Donnerstagabend im Mittelpunkt der Spitalsärzte-Enquete gestanden. Von 750 Spitalsärzten nahmen 400 teil. Gefordert wird eine Reform, ansonsten verschärfe sich der Ärztemangel und werde auch die Patienten treffen.

Die Politik habe an diesem Abend eine große Chance verpasst, weil den Spitalsärzten kein klares Signal zur baldigen Verbesserung ihrer Arbeitssituation gegeben worden sei, so Spitalsärztesprecher Burkhard Walla. Er schätze es, dass vom Land zumindest in Einzelbereichen Verbesserungen zugesagt worden seien, aber die Spitalsärzte würden resignieren. Ohne eine echte Reform der gesamten Arbeitssituation verschärfe sich der Ärztemangel weiter und werde auch die Patienten treffen.

„Ein Recht auf eine Work-Life-Balance“

Walla fordert wettbewerbsfähige Entlohnungen und Arbeitszeiten, die den heutigen Verhältnissen im Spital angepasst sind. „Auch Spitalsärzte haben ein Recht auf eine Work-Life-Balance, derzeit arbeiten sie beinahe die Hälfte mehr an Stunden im Vergleich zum Durchschnitt der Arbeitnehmer“, so Walla. Die Politik sei gefordert, hier eine nachhaltige Lösung zu finden, um eine sehr gute Versorgungsqualität im Interesse der Patienten zu sichern.

Ärzteenquete

Ärztekammer

Probleme mit Ansturm auf die Ambulanzen

Die Ärzte forderten auch, dass der Ansturm auf die Ambulanzen geregelt werden muss. Es könne nicht sein, dass Patienten um 3.00 Uhr nachts in die Ambulanz kommen, weil sie seit einer Woche einen Sonnenbrand haben, so Primar Richard Schnetzer vom Krankenhaus Dornbirn. Er zählt pro Wochenende rund 300 Patienten in der Ambulanz.

Audio

ORF-Vorarlberg-Redakteurin Ines Hergovits-Gasser berichtet von der Ärzteenquete.

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Erhöhung der Überstundensätze

Der Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft, Gerald Fleisch, präsentierte den Spitalsärzten ein Sofortmaßnahmenpaket: Die Überstundensätze werden rückwirkend für 2011 und dauerhaft erhöht. Außerdem kommen ab 2012 auch Turnusärzte in den Genuss einer Überstundenpauschale, und sie erhalten zwei zusätzliche Fortbildungstage pro Jahr. Bis zur Umsetzung der versprochenen Gehaltsreform - geplant ist sie bis spätestens 2014 - soll dies ein Trostpflaster für die rund 750 Vorarlberger Spitalsärzte sein.

Eine junge Spitalsärztin betonte, dass die Überstundenpauschale für Turnusärzte umgerechnet gerade einmal neun Euro pro Stunde seien. Jede Putzfrau bekomme mehr.

Mehr zum Thema:

Ärztemangel: Operationen müssen verschoben werden (vorarlberg.ORF.at; 8.11.11)

„Versorgung gewährleisten“

Ärzte werfen dem jetzigen Gesundheitslandesrat und designierten Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) vor, Warnsignale ignoriert zu haben. Sein Nachfolger als Gesundheitslandesrat, Rainer Gögele, sagte im ORF-Vorarlberg-Interview, dass der Ärztemangel gegeben sei, aber das sei nicht nur in Vorarlberg so.

Man müsse nun alles unternehmen, dass Vorarlberg konkurrenzfähig ist. Das Wichtigste sei es, dass die Versorgung gewährleistet ist. Dazu werde er alles was in seiner Macht liege tun, aber er sei kein Zauberer und auf die Mitarbeit und Unterstützung anderer angewiesen.