„Männersache“: Keine Ziele mehr

Die Lebensmitte ist für Männer nicht immer eine einfache Zeit. Vieles, was lange ein Männerleben angetrieben hat, funktioniert so nicht mehr und es ist nicht immer lustig, sich neu orientieren zu müssen, erläutert Markus Hofer in der Radio-Vorarlberg-Reihe „Männersache“.

Die Sendung zum Nachhören:

Keine Ziele mehr

Leopold wird bald fünfzig. Im Grunde ist seine Welt in Ordnung. Er hat einen interessanten Beruf, in dem er viel machen kann, oft auch im Mittelpunkt steht. Seine Ehe ist bei allen Jahreszeiten, die es gibt, gut und auch die Kinder gehen erfreulich ihren Weg. Beneidenswert, würde manch anderer sagen. Und doch treibt es ihn in letzter Zeit innerlich herum.

Trotz des beruflichen Erfolges freut ihn die Arbeit nicht mehr so richtig, ist ihm einiges an Biss und Kampfgeist verloren gegangen. „Ich habe beruflich alles erreicht, was ich mir erträumt habe“, meint Leopold: „Doch was kommt jetzt? Ich habe keine Ziele mehr!“ Das klingt lächerlich für einen Mann, der kaum genug verdient um zusammen mit der Frau die Familie zu erhalten oder einen, der im fortgeschrittenen Alter seine Arbeit verloren hat und nichts mehr findet, weil er zu alt sei. Darum schweigt Leopold auch und kämpft mit sich selber weiter.

Prozess der Umgestaltung

Trotzdem ist die Situation für ihn alles andere als lustig – und er ist damit auch nicht allein. Ziele sind ein Motor, ein Ansporn, eine Motivation, geben Kraft und produzieren auch einen gewissen Ehrgeiz. Wenn man sie erreicht hat, kann man sich eine zeitlang darin sonnen, aber auf Dauer ist das nicht das Leben. Woher aber soll er mit fünfzig neue Ziele nehmen? Die wachsen schließlich nicht auf den Bäumen. Und für die Pension ist er zu jung. Das ist Lebensmitte, ein mühevoller Prozess der Umgestaltung und er kommt manchmal genau dann, wenn wir glauben alles erreicht zu haben. Da nützen keine einfachen Tricks. Es kann ein schmerzhaftes Reifen sein, bis etwas Neues wächst.