Für Insekten „schlampert“ sein
Wanderausstellung
Die Wanderausstellung wird vom 16. April bis 3. Mai im Landhaus in Bregenz gezeigt.
"Die Natur braucht Platz für ihre eigene Ordnung, auch wenn manche diese in Bezug auf ihre Gartengestaltung als schlmapert bezeichnen würden“, sagt Landesrat Johannes Rauch (Grüne). Die kleine Ausstellung im Landhaus zeige eindrucksvoll den Spannungsbogen zwischen ordentlich und schlampert in der Natur.
Johannes Maurer
Immer weniger Insekten
Die Bestände der Insekten gehen massiv zurück. Europaweit ist man zunehmend besorgt um die drastische Reduktion dieser weltweit größten Artengruppe. Neben der überlebenswichtigen Bestäubung der Pflanzen gibt es noch eine Vielzahl anderer Funktionen für das Ökosystem, die weniger bekannt sind. Heuschrecken, Wanzen, Zikaden oder Käfer leben in einem empfindlichen Gleichgewicht, welches das massenhafte Ausbreiten einzelner Arten verhindert. Gleichzeitig sind sie Futter für andere Tiere wie Fische oder Vögel. Verschwinden die Insekten, verschwinden auch sie.
Art der Bewirtschaftung hat sich verändert
Viele Insektenarten kommen mit der veränderten Art der Bewirtschaftung der Wiesenflächen nicht zurecht. Früher gab es ein kleinräumiges buntes Nebeneinander von frisch gemähten und noch nicht gemähten Flächen. Zusätzlich gab es viele extensive Bereiche, die durch ihre Trockenheit oder Nässe wenig bewirtschaftet wurden. So fanden die Tiere immer einen Platz zum Ausweichen. Heute können dank moderner Maschinen ganze Regionen in wenigen Tagen gleichzeitig gemäht oder abgeerntet werden, in den Gärten kreisen Rasenmäher-Roboter und kassieren alles ein, was auf der Wiese blühen könnte.
Johannes Maurer
Zeit für Vermehrung fehlt
Für Insekten und Spinnen ist diese schnelle und vor allem zeitgleiche Bewirtschaftung sehr problematisch, weil ihnen dadurch die Zeit für die Vermehrung fehlt. Viele Insekten etwa heften ihre Eier an Pflanzenstängel und sind darauf angewiesen, dass diese nicht abgemäht werden, bevor die Jungtiere schlüpfen. Manche Larven benötigen bestimmte Pflanzen als Futter, die bei häufiger Mahd aus der Wiese verschwinden. Und nicht zuletzt brauchen Insekten hohle Stängel oder isolierendes altes Gras, um den Winter zu überstehen.
„Wilde Ecken würden helfen“
„All diesen Tieren würde es schon sehr viel helfen, wenn „wilde Ecken“ oder Randstreifen nur selten gemäht werden würden“, erklärt Wolfgang Suske, Leiter des Ländlichen Entwicklungs-Projekts „Ordentlich.Schlampert“. „Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen, dass jene Menschen, die solche kleinen wilden Bereiche auf ihren Flächen zulassen, nicht mehr schief angeschaut werden.“