Schule: „Nicht nur einzelne Tests entscheidend“

Der Direktor der Volksschule Wolfurt-Bütze, Bernd Dragosits, warnt davor, den Übertritt von der Volksschule ins Gymnasium von einzelnen Tests abhängig zu machen. Er spricht sich für einen längeren Beobachtungszeitraum aus.

Der Nationalrat hat am Mittwoch das Pädagogikpaket beschlossen, das etwa verpflichtend Ziffernnoten an Volksschulen bringt. Man mache Schluss mit „Versuchen und Herumdoktern“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zuvor - mehr dazu in Pädagogikpaket passiert Nationalrat.

„Dreh an einer administrativen Schraube“

Für Dragosits, Direktor der Volksschule Wolfurt-Bütze , wird durch Neuerungen wie die Wiedereinführung der Ziffernnoten ab der zweiten Klasse „die pädagogische Welt nicht aus den Angeln gerissen“. Er glaube, dass Eltern durch die Ziffernnoten in Kombination mit dem geplanten Lernzielkatalog recht gut wüssten, wo ihr Kind gerade stehe. Seiner Ansicht nach seien viele Eltern unsicher gewesen, wie sie sich in den alternativen Beurteilungsmethoden zurechtfinden sollten.

Allerdings sei die Wiedereinführung der Ziffernnoten ein Dreh an einer administrativen Schraube - Probleme wie mangelndes sinnerfassendes Lesen würden dadurch nicht gelöst. Dafür bräuchte es mehr Ressourcen an Kindergärten und Volksschulen, so Dragosits. Wichtig wäre mehr Zeit zum Üben der Grundfähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen.

Studiogespräch mit Bernd Dragosits

Der Direktor der Volksschule Wolfurt Bütze, Bernd Dragosits, im Gespräch mit David Breznik.

Gymnasiums-Übertritt: Gegen punktuelle Tests

In der geplanten Neuregelung, dass die Gymnasiumsreife schon ab der dritten Klasse mit mehreren standardisierten Tests besser festgestellt werden soll, sieht Dragosits Chancen aber auch Gefahren: Solang es nicht an punktuellen Tests hänge, könne man einen Beobachtungszeitraum immer ausdehnen. Was nicht passieren dürfe, sei, dass ein einzelner Test und damit eine einzelne Tagesverfassung ausschlaggebend sei.

Neuerungen an den Schulen im Überblick

In der Volksschule werden mit Ende der zweiten Klasse die Ziffernnoten wieder eingeführt, ergänzend ist eine verbale Beurteilung vorgeschrieben. Dafür sollen eigene Bewertungsraster entwickelt werden, aus denen klar hervorgeht, was die Kinder können müssen.

Anstatt erst ab der vierten Klasse ist das Sitzenbleiben wieder ab der zweiten Schulstufe möglich. Bei Bedarf können Schüler nun zu Förderunterricht verpflichtet werden, und Eltern können bei schlechten Noten und Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder zu einem Gespräch vorgeladen werden.

Die neue Mittelschule wird künftig nur mehr Mittelschule heißen. Ab der sechsten Schulstufe gibt es zwei Leistungsniveaus, jeweils mit einer Benotung von 1 bis 5. Die siebenteilige Notenskala wird abgeschafft. Schulautonom können ebenfalls ab der 6. Schulstufe in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch zwei Leistungsgruppen eingerichtet werden, an Polytechnischen Schulen wird es wieder die Möglichkeit eines freiwilligen zehnten Schuljahrs geben.

Link: