Gewerkschafter schließen Streiks nicht mehr aus

Seit September warten die Metaller auf ihren Lohnabschluss - jetzt wird der Ton rauer. In zahlreichen Betrieben werden heute Betriebsversammlungen abgehalten. Die Gewerkschafter schließen auch Streiks nicht mehr aus.

Betriebsversammlungen

Nach der mittlerweile vierten gescheiterten Lohnverhandlungsrunde werden die Protestrufe der Metaller-Gewerkschafter lauter. So finden heute in zahlreichen Unternehmen Betriebsversammlungen statt.

ÖGB-Landeschef und Grass-Betriebsrat Norbert Loacker hofft, dass es bei der nächsten Lohn-Verhandlungsrunde am kommenden Montag einen fairen Abschluss gibt. Falls nicht, könnte es vor allem für Neueinsteiger unter den Metallern gleich eine böse Überraschung geben. Sollte heuer kein neuer Kollektivvertrag zustande kommen, dann würden Neueinstiger ab 1. November keinen Anspruch mehr auf Weihnachtsgeld haben, so Loacker. Weihnachts- und Urlaubsgeld sei nämlich nicht gesetzlich, sondern über den Kollektivvertrag geregelt, sagt Loacker.

„Wir lassen uns nicht mehr auf der Nase herumtanzen,“ stellte ÖGB-Landeschef Norbert Loacker am Mittwoch in einer Aussendung klar. Loacker informiert am Donnerstag als Betriebsratsvorsitzender der Firma Grass seine Kollegen bei einer Betriebsversammlung über den Stand der Verhandlungen.

Streiks nicht ausgeschlossen

Die Arbeitgebervertreter hätten bei der letzten Lohnverhandlungsrunde weder ein konkretes Lohnangebot gemacht, noch werde auf andere Vorschläge der Arbeitnehmervertreten eingegangen, kritisiert Loacker. Dass dann noch eine Diskussion über die Inflationsrate entfacht worden sei, habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Arbeitgebervertreter wollten sich aus Wettbewerbsgründen an den europäischen und nicht an der deutlich niedrigeren österreichischen Inflationsrate orientieren - das komme überhaupt nicht in Frage, so Loacker.

Es sei nun an der Zeit, "unsere Kollegen bei Betriebsversammlungen umfassend zu informieren und damit eine erste Protestmaßnahme zu setzen“. Sollte es bei der fünften Verhandlungsrunde am kommenden Montag wieder keine Einigung geben, schließt Loacker auch Streiks als letztes Mittel nicht aus.

Verärgerte Betriebsräte

Großer Ärger herrscht auch bei anderen Betriebsräten in Vorarlberg. Klaus Willi, Betriebsratsvorsitzender bei Sapa Group in Nenzing, spricht von einer „Sauerei“, dass von Arbeitgeberseite rein gar kein Entgegenkommen zu spüren sei. Er hat für kommenden Montag eine Betriebsversammlung für die rund 380 Beschäftigten organisiert.

„Eine ordentliche Lohnerhöhung steht uns heuer einfach zu“, sagt auch Thomas Tscherntschitz, Betriebsratsvorsitzender bei Armstrong-Metalldecken in Rankweil. Dort findet ebenfalls heute Donnerstag eine Betriebsversammlung statt. Besonders betroffen macht Tscherntschitz, dass die Arbeitgebervertreter auch bei der Lehrlingsentschädigung blockieren. „Das tut mir am meisten weh. Jeder beschwert sich über den Fachkräftemangel - es sollte deshalb auch vor allem im Interesse der Unternehmen sein, die Lehrausbildung attraktiver zu machen, damit sich mehr junge Menschen dafür entscheiden.“

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