Saftige Geschäfte - aber nicht für alle

Zehn Liter Orangensaft trinkt jeder Österreicher jährlich. Das beschert heimischen Produzenten Rekordumsätze. Der erbitterte Preiskampf führt aber zu schwierigen Arbeitsbedingungen auf den Plantagen.

Erntezeit in Brasilien: Auf den Plantagen herrscht Hochbetrieb für die Orangenpflücker - aber auch für die Arbeitsinspektoren. Denn den enormen Preisdruck in der Produktion bekommen vor allem die Arbeiter zu spüren. „Wir sind seit 40 Tagen hier und haben noch keinen Lohn bekommen“, sagt einer von ihnen. „Jeden Tag verspricht man uns, dass wir das Geld morgen bekommen.“

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Saftige Geschäfte - aber nicht für alle

Während heimische Orangensaft-Produzenten gute Geschäfte machen, sind die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen oft schwierig.

Die Arbeitsinspektoren erzählen von massiven Arbeitsrechtsverletzungen, die meist unbestraft bleiben würden. „Eigentlich müssten die Unternehmer ins Gefängnis für die Art und Weise, wie sie mit ihren Arbeitern umgehen“, so Luiz Henrique Rafael. „Aber hier werden sie von der Politik geschützt.“ Die Saftindustrie in Brasilien ist ein Milliardengeschäft. Es wird ausschließlich für den Export produziert - vor allem nach Europa. 80 Prozent des Orangensafts, den wir in Österreich trinken, kommen von hier.

„Befinden uns in Mittelposition“

In Sachen Preis gibt es in Österreich zwei starke Trends. Zum einen werden mehr teurere Fair trade-Säfte nachgefragt, zum anderen kaufen immer mehr Konsumenten billige Diskontware. Die Preisspanne reicht von 1,99 Euro bis zu 89 Cent. Um extreme Dumpingpreise zu verhindern, versucht man beim österreichischen Marktführer Rauch einen Mittelweg zu finden.

„Wenn ich die letzten - ich sage einmal - zehn Jahre, Revue passieren lasse, dann kann ich Ihnen sagen, dass wir uns momentan in einer Mittelposition befinden“, sagt Wolfgang Schwald von Rauch Fruchtsäfte. Man befinde sich weder auf der sehr teuren noch auf der sehr billigen Seite. „Wir befinden uns irgendwo in der Mitte und das müsste an und für sich eine Situation sein, in der die gesamte Kette an der Wertschöpfung teilnehmen kann.“

Die brasilianischen Erntehelfer verdienen trotzdem nur knapp einen Cent pro Kilogramm geernteter Orangen - meist zu wenig, um davon auch leben zu können.