Zeckenrisiko in Vorarlberg am höchsten

Die Zeckensaison hat längst begonnen. Zecken werden bereits bei Temperaturen um sieben Grad aktiv. Mit Borrelien infizierte Zecken sind in Vorarlberg weit verbreitet. Jede dritte Zecke trägt Borreliose-Erreger in sich, weist eine Studie der Meduni Wien nach.

Jede dritte Zecke ist in Vorarlberg mit Borrelien infiziert. Warum es hierzulande mit Abstand österreichweit die meisten Überträger gibt, ist ungeklärt. Anna-Margarita Schötta vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie und Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie hat 554 der blutsaugende Ektoparasiten untersucht.

Zecken in Vorarlberg sind laut ihrer Studie am häufigsten mit Borrelien infiziert (33,9 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (28,3 Prozent) und Tirol (27,9 Prozent). Am niedrigsten ist das Risiko in Niederösterreich. Hier ist etwa jede fünfte Zecke ein möglicher Überträger.

„Man muss sich nicht zu Tode fürchten“

Wolfgang Grabher, Landessanitätsdirektor für Vorarlberg, sieht allerdings keinen Grund zur Panik. Bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen, lautet seine Empfehlung. „Man muss sich jetzt nicht zu Tode fürchten, weil die Borreliose - speziell im Anfangsstadium - eine gut, mit Antibiotika zu behandelnde Erkrankung ist.“

Wie viele Vorarlbeger jährlich mit Borreliose infiziert werden, ist nicht bekannt. Die Erkrankung ist nicht meldepflichtig. Bei Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) hingegen werden jährlich an die zwei bis drei Erkrankungen verzeichnet.

Laut Sanitätsdirektor Grabher ist die Borreliose anhand der sogenannten Wanderröte erkennbar. „Das ist eine kreisförmige Rötung am Körper des Patienten, die sich nach außen hin ausbreitet und dann in der Mitte wieder ‚abblast‘, “ so Grabher.

Frühe Erkennung

Wichtig ist die Früherkennung. Wenn nicht reagiert wird, kann es zu schmerzhaften Erkrankungen kommen, wie beispielsweise Gelenksentzündungen oder Nerveninfektionen. Im Gegensatz zur weit gefährlicheren FSME gibt es keine Impfung oder andere Vorbeugungsmaßnahmen gegen Borreliose. Bei Lyme-Borreliose geht man von 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Österreich aus.

Weitere Erkrankungen

Zecken können überall im Freien sein. Nach dem Spaziergang sollte man die Haut genau kontrollieren, rät Klaus Zimmermann von der Inatura in Dornbirn. Rund 30 Prozent der Zecken in Österreich sind mit Borrelien infiziert, etwa 16 Prozent mit Rickettsien und vier Prozent mit dem Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis, berichtete die MedUni Wien. Damit ist fast jedes zweite Exemplar ein potenzieller Überträger von Erregern, die schwere Krankheiten auslösen können.

Rickettsien - Bakterien, die u.a. Fleckfieber auslösen können - wurden vorwiegend im Raum Wien nachgewiesen: Hier ist etwa jede zweite Zecke damit infiziert. Dahinter liegen Kärnten (23,8 Prozent) und Niederösterreich (18,8 Prozent). Auch bei Candidatus Neoehrlichia mikurensis, dem Auslöser der Infektionserkrankung Neoehrlichiose, waren Zecken in Wien und Tirol mit knapp über acht Prozent am häufigsten betroffen.

Antibiotika nach Ausbruch

Antibiotika helfen am besten gleich nach dem Ausbruch. Deshalb sollte man so schnell wie möglich nach einem Stich zur Untersuchung gehen und den „gemeinen Holzbock“, wie die Zecke auch genannt wird, in einem verschlossenen Behälter mitbringen, damit er auf Erreger ntersucht werden kann, raten die Experten.

„Nicht jeder Stich muss zu einer Erkrankung führen und nicht jeder positive Borrelien-Test bedeutet eine Erkrankung“, sagte der Facharzt Gerold Stanek. Hat sich eine Zecke festgesaugt, soll man sie mit einer Pinzette so nah wie möglich an der Haut fassen und unter gleichmäßigem Zug herausziehen. Falls das misslingt, muss man nicht gleich eine Notfall-Ambulanz aufsuchen: Am nächsten Tag könne der Parasit zum Beispiel in der Wiener Zecken-Ambulanz entfernt werden. Dort werden auch Teilnehmer an einer Zeckenstich-Studie gesucht