Zu viele Abschüsse: Jäger fordern Gesamtkonzept

Die Jäger fordern von der Politik eine wild-ökologische Raumplanung mit klar definierten Ruhezonen. Die Abschussvorgaben seien viel zu hoch und Bestände bereits gefährdet. Positive Signale kommen seitens der Politik.

Für die Jäger war das vergangene Jahr aufwühlend und anstrengend. Noch nie waren die Abschusszahlen so hoch wie aktuell, sagt Edwin Kaufmann, Hegeobmann im Großen Walsertal. Derzeit seien die Jäger gezwungen, auf alles zu schießen, was sich im Wald bewegt. Es gebe kaum noch die Möglichkeit, die Tiere in den Gebieten zu beobachten, wie es sich eigentlich gehöre. Um die Abschusszahlen und die Vorgaben einhalten zu können, müssen die Wildtiere laut Kaufmann sofort erschossen werden.

Vonbank: Gamsbestand ist in Gefahr

Vor 15 Jahren wurden im Jahr gut 7.000 Stück Rotwild erlegt, mittlerweile sind es mehr als 10.000. Und auch die Gams wird stark bejagt, für viele Jäger geht das zu weit. Die Gams ist laut Bezirksjägermeister Manfred Vonbak ein EU-weit geschütztes Tier. In der Schweiz werde sie geschützt, ebenso wie der Hirsch, der zum Tier des Jahres gekürt wurde. In Österreich nimmt man es laut Vonbank diesbezüglich jedoch nicht so genau. So seien die Gamsbestände in Österreich während der letzten 15 Jahre um ein Drittel zurück gegangen. In Vorarlberg sei die Situation noch drastischer. So werden derzeit doppelt so viele Gämse geschossen wie noch vor zehn Jahren. Als Grund gibt Vonbank die Schonzeitaufhebungen und die vielen Schießaufträge und Vorlagen an. So könne es nicht weitergehen. Vonbank befürchtet, dass mittlerweile die Gamsbestände dadurch gefährdet werden.

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Zu viele Abschüsse
Eines der Probleme: In manchen Zonen wird kein Wild mehr geduldet, zu keiner Zeit. Gleichzeitig bekommt es keine Ersatz-Gebiete. Das müsse sich laut den Jägern ändern.

Schweiz als Vorbild

Der Wild-Ökonom beim Land, Hubert Schatz, sieht das anders. Generell zu schützen, das würde nicht gehen und sei auch nicht nötig, weil die Bestände groß genug wären um sie auch nachhaltig bejagen zu können. Laut Schatz wäre es jedoch wichtig, dass es auch gewisse Räume und Ruhezonen für die Wildtiere gibt.

Um hier eine optimale Raumplanung zu erreichen, wäre laut Vonbank ein Gesamtkonzept sinnvoll. Die Politik werde deshalb nun von der Jägerschaft aufgefordert, diesbezüglich endlich etwas zu unternehmen. Es müsse klar definiert werden, wo die Wildtiere erwünscht sind, wo Ruhezonen eingerichtet werden, sowie in welchen Bereichen die Wildtiere überhaupt nicht mehr sein dürfen. Wenn das alles auf einem Papier zusammen gefasst wird und dadurch klar geregelt ist, können die Jäger laut Vonbank wieder weiterarbeiten, und zwar im Sinne der Tiere. Dass das gelingen kann, könne man am Beispiel Schweiz sehen.

Gesamtkonzept ist laut Schwärzler eine gute Idee

Agrar-Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) hat auf die Forderung der Jägerschaft bereits reagiert und kann sich gut vorstellen, die bestehende wildökologische Raumplanung zu evaluieren und auch neu auszurichten. So habe sich seit der Beschlussfassung vor rund 30 Jahren im Lebensraum von Wald und Wild einiges verändert. Der Wald wurde durch das Forstgesetz auf Bundesebene geöffnet und die touristischen Erschließungen haben deutlich zugenommen, erklärt Schwärzler. Durch diese Entwicklungen komme es in einigen Gebieten verstärkt zu Konflikten in der Beanspruchung des Lebensraumes durch die verschiedenen Nutzungsinteressen. Oberste Priorität hat für Schwärzler die Erhaltung und die Verantwortung für den Schutzwald. Die Weichen für die Evaluierung will Schwärzler beim nächsten Wald-Wild-Dialog am 29. Mai 2017 stellen.

Zadra: Umdenken erforderlich

Und auch Grünen-Landwirtschaftssprecher Daniel Zadra begrüßt prinzipiell den Vorstoß der Jägerschaft, die wild-ökonlogische Raumplanung zu adaptieren. Das von den Jägern selbst angesprochene Vorbild Graubünden würde allerdings ein großes Umdenken der Jägerschaft verlangen, erklärt Zadra. So hätten dort beispielsweise die Jäger zugunsten von Wild-Ruhezonen ihrer Jagdrechte für bestimmte Gebiete komplett abgegeben. Zudem sei in Graubünden jegliche Rotwild-fütterung verboten. Wenn Vorarlbergs Jäger sich auch mit dieser Seite der Medaille anfreunden könnten, dann könnten sie mit Grüner Unterstützung rechnen.