Industrie will ein urbanes Vorarlberg

Das Land Vorarlberg soll urban werden - das fordert die Industriellenvereinigung in ihrem neuen Strategiepapier. Damit soll Engpässen bei Arbeitskräften sowie Grund und Boden begegnet werden.

Der Trend zum städtischen Leben und Arbeiten mit hoher Lebensqualität macht auch vor Vorarlberg nicht halt: Vorarlberg brauche mehr Urbanisierung, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Das Land benötige ein Ballungsraum-Management mit klaren Verbindlichkeiten und Zuständigkeiten - so die Grundthesen des neuen Strategiepapiers der Vorarlberger Industriellenvereinigung, das am Montagabend auf dem Neujahrsempfang der IV präsentiert wurde.

Auch Wirtschaftskammer-Präsident Hans-Peter Metzler glaubt, dass nur durch eine Urbanisierung Fachkräfte ins Land geholt werden können. Trotzdem dürfe die Region Vorarlberg ihren Charakter nicht verlieren, so Metzler.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Neues Strategiepapier der IV

Noch vor der Präsentaton am Montagabend hat IV-Präsident Martin Ohneberg einen Einblick in das neue Strategiepapier der Industriellenvereinigung gewährt.

Im neuen Konzept, das an die vor einem Jahr vorgestellte Industriestrategie „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ anknüpft, wurde etwa das Ballungsgebiet Rheintal/Walgau - in dem 80 Prozent der rund 390.000 Vorarlberger leben - mit den besten europäischen urbanen Räumen verglichen. Dabei zeigte sich laut Ohneberg bei insgesamt zehn Erfolgskriterien insbesondere ein Aufholbedarf in Sachen Ballungsraum-Management, beim öffentlichen Verkehr und bei den Bildungseinrichtungen.

Bevölkerung einbinden

Motivierte Arbeitskräfte, insbesondere jüngere, siedeln sich dort an, wo attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen vorhanden sind. Gleichzeitig geht es aufgrund des beschränkten Grund und Bodens darum, den vorhandenen Raum optimal zu nutzen.

Vor diesem Hintergrund solle Vorarlberg nicht zu einer Großstadt entwickelt werden, stattdessen sollten „urbane Maßnahmen“ strategisch gesetzt werden. Es gehe um Bewusstseinsbildung, um Verbindlichkeiten zwischen dem Land und den Gemeinden. Und auch die Bevölkerung solle entsprechend eingebunden werden.

Neues „big picture“-Denken

Was den Arbeitsmarkt angeht, müsse sich Vorarlberg für Qualifikation öffnen - etwa mit einer ambitionierten Zuwanderungsstrategie und der Rückgewinnung von auswärtigen Vorarlbergern.

Es sei auch notwendig, „das Kirchturmdenken zu überwinden“ und die Dinge in einem größeren Zusammenhang zu sehen, so Ohneberg weiter. Man müsse auch verdichteter, höher und zielorientierter bauen und entwickeln. Außerdem müsse man den Markenkern Vorarlberg stärken.

Industrielle sehen Handlungsbedarf

Vorarlberger Industrielle sehen den Vorschlag der IV als Chance. In Vorarlberg habe man schon viele Wege zur eigenständigkeit beschritten, sagt Johannes Collini, Vorstand der Collini-Gruppe in Hohenenems. Es gebe aber auch noch viel zu tun, etwa was Verkehr und Bildung betreffe.

Vorarlberg braucht mehr Bewusstsein, um mit europäischen Standorten wie Zürich, Wien oder München im Wettbewerb um Kapital, aber vor allem um Arbeitskräfte, Talente und Know-how halten zu können, ist Bernhard Zangerl, Geschäftsführer von Bachmann Electronics überzeugt. Dass die „guten Köpfe“ im Land gehalten oder hierher gebracht würden, sei entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Fachleute seien Mangelware, die Leute müssten Vorarlberg sehen und kennen, sagt Stefan Ratt von Rattpack in Dornbirn. Außerdem brauche es dringend einen Schulterschluss der Entscheidungsträger im Land sowie Verbindlichkeiten zwischen Land und Gemeinden - das auf Freiwilligkeit beruhende Konsensprinzip würde an seine Grenzen stoßen.

Link: