Überfall in Götzis war genau geplant

Der Raubüberfall auf ein Götzner Einfamilienhaus am Mittwochabend ist von den Tätern gezielt geplant worden. Sie hatten den Besitzer als Paketzusteller kennengelernt und sich zusammengereimt, dass er Geld zu Hause haben dürfte.

Nach dem Raubüberfall, bei dem eine Frau geknebelt wurde und ihre 13-jährige Tochter aus einem Versteck Hilfe rufen konnte – mehr dazu in Raubüberfall: 13-Jährige alarmiert Einsatzkräfte–, hat die Polizei in der Nacht ihre Ermittlungen weitergeführt und die beiden Täter einvernommen. Dabei stellte sich heraus, dass der Überfall gezielt geplant war und die Täter sich nicht willkürlich irgendein Haus ausgesucht hatten.

Als Paketzusteller Hausbesitzer kennengelernt

Die Täter hatten dem Hausbesitzer, einem Geschäftsmann, in letzter Zeit öfter Pakete an seine Geschäftsadresse im Vorderland zugestellt. Dabei zogen sie den Schluss, dass der Mann Geld zu Hause haben dürfte. Seine Adresse kannten sie. Sie kundschafteten das Haus und die Gegebenheiten aus und entschlossen sich zum Überfall.

Die Täter erbeuteten bei dem Überfall Bargeld, das sie auf dem Dachboden zurückließen, als sie von der Cobra festgenommen wurden. Wie hoch die Beute war, möchte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Waffen noch Gegenstand der Ermittlungen

Ob die beiden 29 und 33 Jahre alten Täter bei dem Überfall Waffen bei sich hatten, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf. Der in Österreich lebende Bosnier und sein ebenfalls bosnischer Komplize, der erst vor zwei Wochen nach Österreich eingereist ist, werden nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Erhebungen in die Justizanstalt Feldkirch eingeliefert.

Eine allgemeine Unsicherheit in der Bevölkerung sei nun aber nicht nötig, beruhigt Polizeisprecher Rainer Fitz: So etwas könne man nicht verhindern, und es sei „Pech, wenn man gezielt ausgewählt wird“.

Opfer „machten stabilen Eindruck“

Bei dem Überfall hatte die 13-jährige Tochter die Polizei alarmiert. Sie hatte sich von den Tätern unbemerkt im oberen Stockwerk aufgehalten und sich im begehbaren Kleiderschrank versteckt, während ihre Mutter von den Männern gefesselt wurde. Die beiden Opfer überstanden den Überfall zwar körperlich unversehrt, psychisch ist so ein Erlebnis aber extrem belastend, zumal das Zuhause als sicherer Bereich gilt. Posttraumatische Störungen sind deshalb bei Überfallopfern keine Seltenheit.

Die beiden Überfallsopfer wurden gleich nach der Tat von zwei Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams (KIT) betreut. Laut KIT-Leiter Thomas Stubler machten sowohl die Mutter als auch die Tochter einen stabilen Eindruck. Dennoch sei die Erstbetreuung wichtig gewesen, sagt Stubler, und auch in den kommenden Tagen werde sich das KIT um die beiden kümmern.

Psychotherapeutin: „Betreuung wichtig“

Das sei sehr wichtig, betont Psychotherapeutin Elisabeth Zahel, denn posttraumatische Störungen können auch erst Tage oder Wochen nach einem schrecklichen Erlebnis auftauchen. Nachdem zunächst die Vernunft im Vordergrund stehe - etwa: Was muss ich tun, um meiner Mutter zu helfen? -, könne es später durchaus zu posttraumatischen Anzeichen kommen.

Diese können laut der Expertin unter anderem Alpträume, Reizbarkeit oder ein Rückzug der betroffenen Person sein. Eine mögliche Behandlungsmethode wäre dann die Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen. Dabei werde mit Schreckensbildern gearbeitet, die vor dem inneren Auge visualisiert werden und nach und nach ihre Form, Farbe und Gestalt ändern. Durch die ständige Wiederholung würden die Bilder ihren Schrecken verlieren. Treten Symptome nach einem kürzlich erlebten Trauma auf, so sei es wichtig, möglichst rasch mit einer Behandlung zu beginnen, damit es sich nicht verfestige.