Hirschmann peilt 300-Millionen-Euro-Umsatz an

Der Rankweiler Automobilzulieferer Hirschmann Automotive erwartet für das Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Das wäre das höchste jemals erzielte Geschäftsvolumen des Unternehmens, berichtet die Wirtschaftspresseagentur.

Die Geschäftsführer Volker Buth und Thomas Mayer erklärten, auch die voraussichtliche Entwicklung bei den Erträgen sei zufriedenstellend. Für 2015 zeigt der Konzernabschluss ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Buth und Mayer begründen die Entwicklung von Hirschmann in den vergangenen Jahren damit, dass sich das Unternehmen erfolgreich in einer Nische positioniert habe: „Wir sind global aufgestellt, gleich wie unsere Kunden. Unsere Produkte sind immer sehr kundenspezifisch, fast alles ist einzigartig und kommt in einer bestimmten Form nur bei einem Kunden vor. Dadurch sind wir leistungsfähiger als der Mitbewerb.“

Zudem entsprächen Hirschmann-Produkte dem Zeitgeist, weil sie Emissionen von Fahrzeugen zu reduzieren hälfen. Um aber bei dieser Entwicklung mithalten zu können, sei es notwendig, immer mehr als doppelt so stark wie der Markt zu wachsen. Seit 2009 hat Hirschmann Automotive beim Umsatz jedes Jahr zweistellig zugelegt, auch für 2017 gehe man von einem Umsatzplus von etwa zehn Prozent aus.

Großer US-amerikanischer Kunde neu dazugekommen

Das Rankweiler Unternehmen entwickelt und produziert im Kundenauftrag Steckverbindungen, Kontaktierungs- und Sensorsysteme, Spezialkabel-Lösungen sowie Kunststoff-Umspritzungen von diversen Kfz-Bauteilen. Der Exportanteil liegt jenseits von 95 Prozent. Zu den Kunden gehören die europäischen Premium-Kfz-Hersteller. Seit heuer beliefere Hirschmann erstmals auch einen der drei großen US-amerikanischen Automobilkonzerne.

Spezialprodukte für Elektro- und Hybridfahrzeuge

Um für den „gewaltigen Umbruch in der Automobilbranche“ durch das verstärkte Aufkommen von Elektroautos gerüstet zu sein, beschäftige sich Hirschmann bereits seit 2008 mit sogenannten „Hochvolt-Produkten“ für solche Autos, sagt Buth. Diese benötigten durch die hohe Stromspannung besondere Schutzeinrichtungen. Gegenwärtig erziele Hirschmann bereits zehn Prozent des Umsatzes mit diesen Produkten. In den kommenden zehn Jahren dürfte der Anteil auf bis zu 40 Prozent steigen, so die Hirschmann-Geschäftsführer.

200 Millionen in drei Jahren investiert

Jährliche Erträge in den oben genannten Dimensionen sind notwendig, damit das Unternehmen mit mehreren Standorten weltweit überhaupt in der Lage ist, das nach wie ambitioniert wirkende Investitionsprogramm überhaupt zu stemmen. So habe Hirschmann in den Jahren 2014 bis 2016 rund 200 Millionen Euro in neue Werke oder in den Ausbau bestehender Standorte investiert, so Buth und Mayer. Allein 2016 ist von rund 80 Millionen Euro die Rede. Im Jahr 2017 werde der größte Teil des gegenwärtigen Investitionsprogrammes zwar abgeschlossen sein.

Doch nach wie vor seien mindestens 35 Millionen Euro an Investitionen budgetiert. Eine Eigenkapitalquote von rund 55 Prozent und eine Gesamtkapitalrentabilität nach Steuern von mehr als 15 Prozent (2015) erlauben es nach Angaben der beiden Geschäftsführer, bei solchen Investitionen weitgehend unabhängig von Banken zu agieren.

Verlängerte Werkbänke und eigenständige Werke

Hirschmann unterhält neben dem Stammwerk in Rankweil quasi „verlängerte Werkbänke“ in Tirgu Mures (Rumänien), Vsetin (Tschechien) und Kenitra (Marokko). Eigenständige Werke mit Entwicklung, Produktion und Vertrieb gibt es neben Rankweil in Nantong (China) sowie seit kurzem in San Miguel (Mexiko).

Dazu kommen zwei Vertriebsniederlassungen in Detroit (USA) und Shanghai (China), die allerdings neben Vertriebsaktivitäten auch Beratung und technische Unterstützung sowie Applikationen durchführen. In Kenitra wurde die Verdoppelung der Produktions- und Logistikflächen soeben finalisiert. Einen ähnlichen Schritt gab es 2015 in Tirgu Mures.

Rankweil wird ebenfalls ausgebaut

Am Stammsitz stehen derzeit der Neubau des Werkzeugbau-Zentrums sowie der Mitarbeiter-Kantine und des Konferenzzentrums auf der Agenda, die 2017 abgeschlossen werden soll. Im tschechischen Werk soll die Produktionsfläche jetzt ebenfalls erweitert werden. Zudem laufen 2017 die Planungen für die Erweiterung des Werkes in Nantong an. Dafür soll dann ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück verbaut werden. Insgesamt beschäftigt Hirschmann weltweit rund 4.600 Mitarbeiter, davon 920 in Rankweil.

Photovoltaik-Branche bleibt „sehr schwierig“

Nur in einem Geschäftsbereich ist Hirschmann bislang noch nicht erfolgreich, nämlich bei der Herstellung von Komponenten für Photovoltaik-Anlagen. „Das ist und bleibt ein sehr schwieriges Geschäft“, so Buth und Mayer. Allerdings sei dessen Bedeutung mit einem Jahresumsatz von rund einer Million Euro für Hirschmann gegenwärtig untergeordnet.

Hirschmann Automotive gehört seit 2003 dem Rankweiler Fruchtsafthersteller-Brüderpaar Franz und Roman Rauch.