Bürgermeister-Ablöse: Beer folgt auf Schwarz
Die beiden Bürgermeister-Kandidaten wurden über die gemeinsame „Offene Bürgerliste Hittisau“ in die Gemeindevertretung gewählt. Der bisherige Bürgermeister Klaus Schwarz ging als Listenführer und Vorzugsstimmenkaiser aus der Wahl am 15.März hervor. Gerhard Beer landete mit dem zweitbesten Vorzugsstimmenergebnis auf Platz vier.
In der konstituierenden Gemeindevertretungssitzung am Dienstag drehte sich nun das Blatt zugunsten von Beer. 10 von 18 Gemeindevertretern wählten Beer überraschend zum neuen Bürgermeister. Mit zwei Stimmen Unterschied fiel die Abstimmung denkbar knapp aus. Zu den Hintergründen wollte sich niemand öffentlich äußern.
Schwarz kann sich Amtsverlust nicht erklären
Der abtretende Bürgermeister Klaus Schwarz sagte gegenüber dem ORF, er akzeptiere das Ergebnis. Erklärung habe er aber keine. Es habe im Vorfeld leichte Anzeichen gegeben, dennoch habe ihn das Resultat der Bürgermeisterwahl überrascht. Schwarz verwies auf die rund doppelt so hohe Anzahl an Vorzugsstimmen, die er im Vergleich zu Beer erhalten habe.
„Buh“-Rufe nach der Wahl
Etwa 250 Zuhörer verfolgten die Bürgermeisterwahl am Dienstag im Ritter-von-Bergmannsaal mit. Unter ihnen sollen Anhänger von Schwarz die Wahl seines Nachfolgers mit deutlichen Unmutsäußerungen quittiert haben. Unter anderem habe man auch von einer Missachtung des Wählerwillens gesprochen. Schwarz war seit der Vorwahl stets vor Beer.
Der bisherige Vizebürgermeister Sepp Maurer, der nach 25 Jahren aus persönlichen Gründen nicht mehr antrat, räumte gegenüber dem ORF ein, dass mit Einheitslisten der Wählerwille nicht immer getroffen werde. Deshalb wären in Zukunft auch in kleinen Gemeinden mehrere Kandidatenlisten sinnvoll. Er unterstütze Überlegungen, das Wahlrecht entsprechend zu ändern, so Maurer.
Gemeinde Hittisau
Gerhard Beer ist neuer Bürgermeister von Hittisau.
„50-Prozent-Job“
Der neue Bürgermeister von Hittisau ist von Beruf Kaufmann. Der 45-Jährige bringt Erfahrung als Gemeindesekretär und Gemeindemandatar mit. Nach einer Pause kandidierte Beer heuer wieder für die Gemeindevertretung. Gleichzeitig gab Beer auch bekannt, als Bürgermeister zur Verfügung zu stehen. Beer sagte nach der Wahl, er sehe das Amt in einer kleinen Gemeinde als 50 Prozent-Job mit 50 Prozent des Gehalts. Er halte viel davon, Verwaltungsaufgaben Spezialisten zu übertragen.
In Hittisau wird nun überlegt, mit der Hälfte des Bürgermeistergehalts einen neuen Gemeindemitarbeiter einzustellen. Er könne sich auf eine hervorragende Gemeindeverwaltung verlassen, so Beer. Gleichzeitig wurde am Dienstagabend der vierköpfige Gemeindevorstand neu bestellt. Auch Beer wollte sich zu den Hintergründen der Bürgermeisterwahl nicht äußern.
Keine Spaltung in Lager
Am Tag danach wollte auch niemand von zwei Lagern in Hittisau sprechen, etwa mit zahlreichen Landwirten auf der Seite des knapp gescheiterten Ex-Bürgermeisters Schwarz. Schwarz war im Vorfeld der Gemeindewahl eine angebliche Mobilisierung der Landwirte entgegen der Absprachen innerhalb der Einheitsliste vorgehalten worden. Anmerkungen gibt es dazu in einem Gemeindesitzungsprotokoll der vergangenen Periode.
Einem anderen Vorwurf wollte Schwarz noch in der konstituierenden Sitzung vor der Abstimmung begegnen, indem er versprach, sämtliche Funktionen neben dem Bürgermeisteramt niederzulegen. Schwarz war wegen seiner Tätigkeit als Bauernfunktionär in Bregenz und Wien kritisiert worden, weil er zuwenig Zeit für die Gemeindearbeit aufbringe.