Deutlicher Rückgang an Zwangsversteigerungen

Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Häusern, Grundstücken und Wohnungen ist in Vorarlberg in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Im Jahr 2011 wurden laut dem Landesgericht Feldkirch noch mehr als 300 Zwangsversteigerungen eingeleitet. Im Vorjahr waren es nur mehr 188 Fälle.

Der deutliche Rückgang an Zwangsversteigerungen dürfte laut Experten eine Folge der Finanzkrise sein. Auf den ersten Blick scheint das wohl widersprüchlich zu sein, es gibt aber klare Zusammenhänge, sagt der Leiter der Schuldenberatung des Instituts für Sozialdienste, Peter Kopf.

Zahl der angefallenen Zwangsversteigerungen in
Vorarlberg:

2011: 304
2012: 235
2013: 188

Banken sind bei Kreditvergabe strenger

Unter anderem sind die Banken strenger bei der Kreditvergabe, meint Kopf. Man brauche höhere Eigenmittel und die Bonität müsse sehr gut sein. Dadurch können in Folge laut Kopf auch die Zinsen niedriger gehalten werden.

Generell seien die Zinsen auch so niedrig wie noch nie zuvor - was die Rückzahlung der Kredite leichter und billiger mache. Und schließlich könne man Objekte durch die aktuell hohe Immobilien-Nachfrage leichter verkaufen als noch vor einigen Jahren, sagt Kopf.

Versteigerungen oft nicht mehr nötig

Früher wurden viel mehr Objekte versteigert, mittlerweile könne man diese freihändig verkaufen, wodurch der Verkäufer höhere Preise verlangen kann und somit die Restschulden niedriger gehalten werden können.

Denn bei einer Zwangsversteigerung könne ein Objekt bereits um die Hälfte des Schätz-Werts den Besitzer wechseln. Auch für Sabine Welte, Leiterin des Feldkircher Büros des Kreditschutzverbandes von 1870, spielt die Finanzkrise eine große Rolle für den Rückgang der Zwangsversteigerungs-Zahlen. Bei den Kreditinstituten merke man, dass sie bei der Vergabe von Krediten vorsichtiger sind. Risikoreiche Kredite werden weniger vergeben.

Versteigerungen im Wert von insgesamt 25 Mio Euro

Insgesamt betrug im Vorjahr der Schätzwert der in Vorarlberg versteigerten Objekte laut dem Unternehmen „SmartFacts Data Services“ 25 Millionen Euro. Das entspricht rund 135.000 Euro pro Zwangsversteigerung.

Österreichweit Versteigerungen rückläufig

Auch österreichweit sind die Zwangsversteigerungen rückläufig. Laut „SmartFacts Data Services“ gab es im Vorjahr bundesweit knapp 2.600 Versteigerungstermine, bei denen Objekte mit einem Schätzwert von 450 Millionen Euro angeboten wurden.

Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2012 einem Rückgang von 15 Prozent bei den Versteigerungen und zwölf Prozent bei den Schätzwerten. Rund ein Viertel der österreichweiten Zwangsversteigerungen entfielen im Jahr 2013 auf Niederösterreich. In Vorarlberg wurden vier Prozent der österreichweiten Versteigerungen abgehalten.

Zukünftig Probleme mit Fremdwährungskrediten

Probleme dürfte es in den kommenden Jahren mit endfälligen Fremdwährungskrediten geben, befürchtet Kopf. Auch eine - durchaus mögliche - Erhöhung der Kreditzinsen würde viele Menschen vor größere Probleme stellen.

Immer mehr Menschen haben Schulden

Bei der Schuldenberatung nehme die Zahl der Menschen stark zu, die Probleme mit der Finanzierung ihrer Wohnung oder ihres Hauses haben. Diese Probleme würden oft durch Scheidungen entstehen.

Link:

Beabsichtigte Versteigerungen in Vorarlberg