Amann tritt nach „Tagelöhner“-Sager zurück

Der Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich, der Fraxner Fritz Amann vom Ring freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RfW), tritt nach seinem umstrittenen Kommentar über Einzelunternehmer zurück. Gegenüber dem ORF Vorarlberg sagte er, er stehe weiterhin zu seinen Aussagen.

Amann hatte in einem Gastkommentar im „WirtschaftsBlatt“ Einpersonenunternehmen (EPUs) als „echten Problemfall“ für die Wirtschaft bezeichnet - sie seien eine „Beleidigung“ für Friseure, Händler und Handwerker. Es handle sich um Scheinselbstständige - das einzige Interesse dieser Gruppe liege in sozialer Absicherung. EPUs seien außerdem keine Unternehmer, sondern eine „Art der Arbeitslosenentsorgung“ und „Tagelöhner“.

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Im Video zu sehen: Fritz Aman (Ex-Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich), Manfred Rein (Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg), Gabriela Harmtodt (Kommunikationsdesignerin); Beitrag von Bruno Schratzer, Holger Weitze, Ingo Hammerer

Krenn folgt auf Amann

Als Konsequenz daraus wird er mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern zurücktreten, sagte RfW-Obmann Matthias Krenn am Donnerstagnachmittag zur APA. Krenn habe am Donnerstag ein persönliches Gespräch mit Amann geführt und „ihn dazu bewegen können, die Konsequenzen daraus zu ziehen“. Nachfolger wird er, Krenn, selbst. Der Wechsel sei mit Kammerpräsident Christoph Leitl akkordiert.

Amann: „Schäme mich nicht“

Amman sagte gegenüber ORF-Redakteur Bruno Schratzer, es mache Sinn, dass er seine Rente genieße, wenn er nicht mehr verstanden werde oder nicht mehr die Sprache der Unternehmerschaft spreche. Seine „Headline“ sei eine andere gewesen, als das „WirtschaftsBlatt“ geschrieben habe. Er habe gemeint, dass „Epus nicht gleich Unternehmer“ seien.

Anonyme Drohungen „wirklich zu viel“

Dass er nun, zwei Monate früher als geplant, zurücktrete, habe mit zahlreichen Drohungen in anonymen Mails zu tun. Darin werde ihm gedroht, dass er keine Aufträge mehr bekomme, dass Arbeiter von ihm abgezogen würden und dass seiner Familie etwas angetan werde. Das sei wirklich zu viel, so Amann, deshalb ziehe er die Konsequenz.

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Audio: Fritz Amann im Interview mit ORF-Redakteur Bruno Schratzer

Zu seinen Formulierungen stehe er weiterhin, so Amann. Es sei doch eine Schande, wenn Unternehmer Mitarbeiter in die Selbständigkeit zwängen, um sie dann billig wieder anzustellen. Das sei eine „moderne Sklaverei und Tagelöhnertum“.

Er schäme sich nicht für seine Aussagen, so Amann - im Gegenteil. Er habe aufgezeigt, was sich in fünf Jahren vielleicht jeder eingestehen müsse.

In einem Kommentar, so habe er gemeint, könne man sich solche Äußerungen leisten, sagte Amann. Er nehme aber zur Kenntnis, dass er eventuell „etwas zu grob gefahren“ sei - aber Wahrheit sei Wahrheit.

Rein: Aussagen nicht tolerierbar

Der Rücktritt von Amann ist für den Vorarlberger Wirtschaftskammerpräsidenten die einzig richtige Konsequenz. Seine Aussage sei nicht tolerierbar. Eine solche Geisteshaltung habe, so Rein, habe in der Wirtschaftskammer nichts verloren.

Egger (FPÖ): Eigene Interessensvertretung für EPUs

FPÖ-Landesobmann Dieter Egger bezeichnet Amanns Kritik an den EPus als „überzogen“. Er habe aber sehr rasch und mit Charakter die Konsequenzen gezogen, dafür gebühre ihm Respekt. Der FPÖ sei es ein Anliegen, die Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe in Vorarlberg zu verbessern. Dazu gehörten auch Einpersonenunternehmen, betont Egger.

Er kritisiert die „zunehmend bürokratischen Auflagen“, die Klein- und Kleinstunternehmer erschlagen würden. Es sei zu hinterfragen, ob die speziellen Interessen der EPUs von der Wirtschaftskammer als Zwangsvertretung auch wirklich vertreten würden. Eine eigene Interessensvertretung für EPUs sollte angedacht werden, so Egger.

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