Alpförderung: Land stellt sich hinter Bauern

Die Landesregierung verschärft in der Frage der strittigen Alpflächen-Bemessung ihre Gangart gegenüber dem Bund. Alpbauern, welche ihre Flächen nach bestem Wissen und Gewissen gemeldet hätten, dürften nicht bestraft werden. Musterprozesse werden geprüft.

Einige Landwirte müssen mit bis zu rund 70.000 Euro Strafe rechnen, weil sie zuviel förderbare Alpflächen gemeldet hätten. In den allermeisten Fällen sind es aber Auffassungsunterschiede zwischen Bauern und Kontrolleuren. Solche Auffassungsunterschiede entstehen etwa darüber, ob etwa die Grasflächen unter einem Baum von Kühen noch nutzbar und damit förderbare Futterflächen sind oder nicht.

Bewertung aufgrund von Digitalfotos

Die Landesregierung hat nun das getan, was sie auch von den Kontrolleuren im Auftrag des Bundes verlangt: nämlich die Alpflächen selbst in Augenschein genommen. Bei der traditionellen Alpexkursion im Großen Walsertal diesen Montag habe ein Älpler berichtet, dass drei Kontrolleure zu drei unterschiedlichen Ergebnissen gekommen seien, sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) Dienstag im Regierungsfoyer.

Die Unterschiede zwischen den Digital-Fotos aus der Luft, auf deren Grundlage die Alpen überprüft werden, und der Natur an Ort und Stelle dürften nicht auf dem Rücken der Älpler ausgetragen werden, so Wallner. Wo ein Bauer nach gutem Wissen und Gewissen gehandelt habe, sei von Strafaktionen abzusehen, weil diese Bauern Opfer eines Systems seien. Das sei eine dringende Aufforderung an den Bund, der dafür zuständig sei.

530 Alpen

Auf Vorarlbergs 530 bewirtschafteten Almen halten sich im Sommer über 41.000 Tiere auf. Die Leistungsabgeltung belief sich im vergangenen Jahr auf knapp 5,5 Mio. Euro, davon stammten 3 Mio. Euro vom Land.

Musterprozesse denkbar

Überlegt wird auch, einigen Bauern bei Berufungen zu helfen oder einen Musterprozess zu führen, ergänzt Agrar-Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP). Für ein, zwei Bauern, die sich in Berufung befänden, werde das Land vor Ort festgestellte Argumente ins Treffen führen und bei den zuständigen Stellen vorbringen.

Änderungen im System gefordert

Schwärzler verlangt zudem Änderungen im System der Förderungskontrolle für die Alpen: Derzeit werden sechs Prozent Natur- und Landschaftselemente auf den Alpen berücksichtigt, künftig sollten es zumindest 15 Prozent sein. Und im Lebensministerium - geleitet von ÖVP-Minister Nikolaus Berlakovich - müsse es endlich eine klare
Zuständigkeit für die Alpwirtschaft geben, damit die Alpbauern nicht länger ein Spielball der Unzuständigkeit seien, sagt Schwärzler.