So entdeckte Amann die gefälschten Testamente

Die mittlerweile karenzierte Dornbirner Bezirksrichterin Isabelle Amann hat die Testamentsfälscher-Affäre aufgedeckt. Sie schilderte am Mittwoch am Landesgericht Salzburg, wie sie von den eigenartigen Vorgehensweisen Wind bekam und dann verdeckt recherchierte.

Isabelle Amann konnte am Mittwoch im Zeugenstand ganz genau rekonstruieren, was ihr in den Jahren 2008 und 2009 am Bezirksgericht Dornbirn wann und warum genau aufgefallen ist, wie sie mit der Staatsanwaltschaft Kontakt aufnahm und in deren Auftrag Akten aus dem Gericht schmuggelte.

Schon nach wenigen Monaten bei Gericht sei ihr suspekt vorgekommen, dass immer wieder nach Todesfällen neue Testamente auftauchten oder andere verschwanden.

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Video: „Vorarlberg heute“-Beitrag von ORF-Redakteur Gernot Hämmerle. Er sprach mit Sanjay Doshi, Rechtsanwalt der geprellten Erben und mit Klaus Grubhofer, Rechtsanwalt des Hauptangeklagten.

Amann fand Querverbindungen

Dann habe sie begonnen, Querverbindungen zu suchen und fand auch solche: Es sei immer um sehr vermögende Personen gegangen. Zudem waren die Testamente laut Amann ähnlich aufgebaut und hätten immer denselben Beistrichfehler aufgewiesen. Zudem erfüllten sie immer genau die juristischen Minimalerfordernisse. Weil die Testamente immer zur richtigen Zeit auftauchten oder verschwanden, habe sie bald den Verdacht gehabt, dass da jemand mehr wissen könnte. Sie selbst habe zunächst vor allem Peter H. verdächtigt. Dass er Jürgen H. gut kennt, habe sie erst im Laufe des Ermittlungsverfahrens erfahren.

Als die Polizei Lustenau einmal ein verschwundenes Testament vehement zurückforderte und sie das auch Kurt T. so weitergegeben habe, sei dieser ganz ruhig geblieben. Er habe gesagt, dass das wieder auftauchen werde. Kurz darauf seien Kurt T. und Jürgen H. in ihrem Büro mit dem Originaltestament gestanden.

Amann hielt Fragen der Anwälte stand

Den Fragen der Anwälte hielt Amann souverän stand. Sie verwies immer wieder auf ihre Aufgaben als Richterin, wies unzulässige Fragen zurück, bevor Richter Posch das tun konnte. Auf Frage von Nicolas Stieger, warum sie einmal beim Wiederauftauchen eines Testaments keinen Aktenvermerk gemacht habe, antwortete sie, dass Kurt T. diesen schon gemacht hätte: „Wenn ich nicht genau arbeiten würde, säßen wir wahrscheinlich heute nicht hier“, so die Richterin.

Einzeltäterthese kommt ins Wanken

Die Einzeltäterthese kommt durch Amanns Aussage ins Wanken. Für sie unterhielten Jürgen H. und Kurt T. sehr wohl freundschaftliche Kontakte. Sie hätten auch in der Freizeit ab und zu gemeinsam etwas unternommen.

Den Hauptangeklagten Jürgen H. hat Amann außergewöhnlich positiv charakterisiert. Er sei hilfsbereit und freundlich gewesen. Kurt T., der Kanzleileiter, mit dem sie besonders fachlich viel zu tun gehabt habe, habe sie ebenfalls freundlich in Erinnerung. Er sei nicht so sehr der Formalist gewesen, es sei ihm eher darum gegangen, einen Fall möglichst rasch abzuschließen. Eher als zurückgezogen bezeichnete Amann Clemens M. Er habe eher im stillen Kämmerlein gearbeitet.

Richter Posch bedankte sich bei Amann

Die Einvernahme endete am Mittwochnachmittag sehr außergewöhnlich: Richter Andreas Posch bedankte sich im Namen der Justiz bei Richterin Amann. Er zolle ihr großen Respekt. Die Justiz brauche mehr solcher Mitarbeiter wie sie.

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