Online-Betrug: Schaden in Millionen-Höhe

Betrügerische Online-Tradingplattformen treiben immer mehr Menschen in den finanziellen Ruin. Nach Angaben der Arbeiterkammer sind in Vorarlberg zehn Fälle mit einem Schaden von mehr als einer Million Euro bekannt.

Paul Rusching, Konsumentenschützer bei der Arbeiterkammer Vorarlberg, nimmt an, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist. Es seien keine „Einfaltspinsel“, die auf die Cybercrime-Industrie hereinfallen, sondern „Menschen wie du und ich“. Unter den Geschädigten seien etwa auch Abteilungsleiter größerer Firmen.

Arbeiterkammer warnt vor Internet-Handelsplattformen

Betrügerische Tradingplattformen treiben immer mehr Menschen in den finanziellen Ruin.

Schneller Anstieg des Online-Kontostands

Die Vorgangsweise der Internetbetrüger ist klar strukturiert. Die potentiellen Opfer registrieren sich auf einer Trading-Plattform. Innerhalb weniger Minuten erhalten sie dann einen Anruf von einem Callcenter der Betreiber und werden animiert, mit einem Einsatz von 250 Euro einige Trades zu probieren.

Die ersten Geschäfte führen dann schnell zu einem deutlichen Anstieg des Kontostands. Der dem Kunden zugeteilte „Broker“ animiert dann zu weiteren Investitionen. Wenn dann der Kontostand tausende Euro erreicht hat, werden Boni für weitere Investitionen in Aussicht gestellt. In der Bonus-Zeit sind dann keine Auszahlungen von Kapital möglich.

Opfer nehmen Kredite auf und verschulden sich

Mit zunehmenden Investitionen und Erfolgen stellen sich dann auch Verluste ein und die Kontostände fallen von hunderttausenden Euro ins Bodenlose. Das Call-Center erklärt dann, dass der Broker straffällig geworden sei und man ihn entlassen habe. Aber wenn man wieder 50.000 Euro einzahlt, könne man den alten Kontostand in vier Monaten garantiert wieder erreichen.

Viele Opfer verschulden sich dann und nehmen Kredite auf. Wenn das Opfer über keine finanziellen Mittel mehr verfügt, fällt der Kontostand in wenigen Tagen auf Null und niemand ist mehr erreichbar.

Totalverlust ist vorprogrammiert

Rusching rät dringend, die Finger von solchen Geschäften zu lassen. Ein Totalverlust des eingesetzten Geldes sei vorprogrammiert. Die AK-Konsumentenberatung versucht gemeinsam mit der Initiative „EFRI“ den Geschädigten Hilfestellung zu geben und von involvierten Organisationen und Institutionen unter Inanspruchnahme von Prozessfinanzierung die Refundierung von zumindest Teilen der entstanden Schäden zu erreichen.

Jeder angezeigte Fall könne auch helfen, den Behörden das Netzwerk dieser Gauner genauer darzustellen und hoffentlich irgendwann zerschlagen zu können, so Rusching.

Ein Betroffener im ORF Vorarlberg-Interview

Ein Betroffener hat im ORF Vorarlberg-Interview über seinen Verlust gesprochen. Er habe auf die Kursentwicklung von Währungen spekuliert, da das Portal sehr professionell aufgebaut gewesen sei. Er sei eigentlich ein vorsichtiger Mensch, aber für ihn habe es keinen Zweifel an der Seriosität gegeben.

Innerhalb von einem halben Jahr habe er aus 25.000 Euro 38.000 Euro gemacht. Als er sich dann den Gewinn auszahlen lassen wollte, habe es geheißen, das werde ein paar Tage dauern. Als er dann sein Online-Konto überprüft habe, sei das ganze Geld weg gewesen.