Wenn Kinder nur noch aufs Handy starren

Im Zeitalter von Internet und Smartphones haben es Eltern echt schwer: Wieviel Handykonsum sollen sie ihren Kindern erlauben? Der Berliner Medienexperte Thomas Feibel plädiert für einen Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kindern.

Jugendliche kommen ohne Smartphones kaum mehr aus, praktisch alle haben eines. „Im Volksschulalter ist ein Handy eher gefährlich“, sagt Andreas Prenn, Leiter der Suchtpräventionsstelle SUPRO.

Gefährlich deswegen, denn über das Smartphone haben Kinder Zugang ins weltweite Netz und dort sind viele Inhalte alles andere als jugendfrei. Prenn empfiehlt ein Smartphone frühestens ab 10 Jahren.

Kinder am Handy

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Viele Stunden können Kinder mit Wischen und Tippen am Handy verbringen

Erwachsene als schlechte Vorbilder

2018 haben Kinder in Hamburg gegen den ihrer Meinung nach zu hohen Handykonsum ihrer Eltern demonstriert – angeführt von einem siebenjährigen Jungen. Viele Kinder, aber auch einige Eltern sind seinem Ruf gefolgt.

Dosierter Medienkonsum

Für viele Eltern ist die Frage, wie viel Handykonsum sie ihren Kindern zugestehen können, schwierig. Wie können sie ihre Kleinen vor extremen Videos oder WhatsApp-Nachrichten schützen und darf das Handy in der Schule genutzt werden?

„Smombies“ nennen Experten diese Menschen, die wie Zombies mit ihren Smartphones durch die Gegend laufen. „Wenn wir uns dauernd mit dem Handy beschäftigt sind, können wir nicht erwarten, dann können wir nicht erwarten, dass die Kinder das anders machen,“ sagt Prenn.

Heute gibt es wichtigere Erziehungsfragen als die Dauer der Handynutzung, sagt Medienexperte Thomas Feibel. Es gebe wichtigere Probleme wie etwa Fakenews, Big Data und andere Probleme, die uns alle betreffen.

Medienexperte Thomas Feibel

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Medienexperte Thomas Feibel: Von Kindern verlangen, was wir selbst nicht vermögen

„Da haben wir etwas, was es nie zuvor gegeben hat: Nämlich dass wir von unseren Kindern etwas verlangen, wo wir selbst nicht widerstehen können und gleichzeitig Probleme haben, die uns selbst betreffen,“ so Feibel. Da seien die Erwachsenen einfach auch schlechte Vorbilder.

Medienexperte Thomas Feibel im Gespräch

Handys im Unterricht

Umstritten sind Handys vor allem in Schulen. Während die einen die Technik verteufeln und sie zumindest vorübergehend aus den Klassenzimmer verbannen, versuchen die anderen, Smartphones für den Unterricht zu nutzen. In der Pause habe das Handy allerdings nichts verloren, weil dann die Kommunikation unter den Schülern und die Konzentration verloren gehe, sagt Prenn.

Quiz auf dem Smartphone

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Handynutzung auch im Schulunterricht

Messer, Gabel, Löffel, Handy

Um die Handynutzung im Alltag in den Griff zu bekommen, empfiehlt Feibel einen Mediennutzungsvertrag. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern die Regeln dafür aufstellen. Diese Regeln sollten alle sechs Monate überprüft werden, denn das Kind werde ja älter.

So könne beispielsweise vereinbart werden, dass das Handy beim Essen nicht benutzt werde und dass es sich nachts nicht im Kinderzimmer befindet. Das bedeute aber auch, dass die Eltern disziplinierter werden im Umgang mit dem Smartphone.

Schutz vor gefährlichen Inhalten

Wie können Eltern ihre Kinder vor gefährlichen Inhalten im Netz schützen? Feibel meint: „Ich fürchte gar nicht. Kinder kommen geraden oft aus Versehen auf solche Seiten. Den Inhalt können sie nicht einordnen.“

Schutzprogramme seien bis zu einem gewissen Alter nützlich. Ansonsten könne man seine Kinder nur stark machen, sie warnen und anbieten, dass sie ihre Eltern rufen, wenn sie auf solche Seiten geraten. Die Eltern könnten die Inhalte dann einordnen.

Grundsätzlich sei das Handy ein extrem nützliches Gerät. Bei Kindern im Alter von 12 Jahren werde das Smartphone zunehmend Teil der Identitätsfindung. „Denn da sind ihre Freunde drin, da ist die Peer-Group,“ sagt Feibel.

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