Ärger nach Abwanderung von Jäger Bau

Die Verlegung des Unternehmenssitzes der Firma Jäger Bau von Schruns nach Bludenz erhitzt die Gemüter. Bludenz nennt das erfolgreiche Standortpolitik, im Montafon spricht man von einem unmoralischen Abwerbungsangebot.

Um rund 20 Millionen Euro wird Jäger Bau mitten in Bludenz bis Ende 2021 eine neue Firmenzentrale errichten. Die Abwanderung aus Schruns hätte man verhindern können, sagt die Bürgerliste „Metnand för Schru“. Sie wittert Versäumnisse und will in der Gemeindevertretungssitzung am Mittwoch Antworten vom Bürgermeister und vom Stand Montafon zu den Hintergründen.

Abzug von Jäger Bau

Jäger Bau mit Stammsitz in Schruns errichtet in Bludenz bis Ende 2021 eine neue Firmenzentrale. Das sorgt im Montafon für mächtig Katzenjammer

Fehler „nicht unter den Teppich kehren“

Durch die Abwanderung würden 300.000 Euro an Kommunalsteuer verloren gehen, sagt Vizebürgermeister Günter Ratt von „Metnand för Schru“. Er wolle, dass die Öffentlichkeit erfahre, wie es zu dieser Situation gekommen sei und dass man zu Fehlern stehe, statt sie „unter den Teppich zu kehren“.

Jäger Bau

ORF

Jäger Bau hatte sich jahrelang um die Umwidmung des Bauhof-Areals bemüht

Jahrelang hatte sich Jäger Bau unter anderem um die Umwidmung des als Betriebsgebiet genutzten Bauhofareals bemüht. Aber der Stand Montafon habe über ein Gegengeschäft mit der illwerke vkw einen Grundstreifen von dem Areal erworben und es der Firma Jäger so unmöglich gemacht, ein weiteres Projekt auf dem Areal zu realisieren, so Ratt.

Der Stand Montafon sieht das anders: Man habe sich immer um das beste Einvernehmen bemüht, sagt Herbert Bitschnau, der Repräsentant des Standes Montafon. Es habe aber teilweise unterschiedliche Auffassungen gegeben, vor allem, was das Grundstück bei der Raetikon-Kreuzung betreffe. Der Stand habe stets betont, dass man dort gemeinsam etwas zum Thema Mobilität im Montafon entwickeln wolle, so Bitschnau.

Kuster: Mit zwei Mio. nicht konkurrenzfähig

Der Schrunser Bürgermeister will ebenfalls alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um Jäger Bau in Schruns zu halten, aber: „Wenn Mitbewerber - also Städte oder Gemeinden - Beträge von bis zu zwei Millionen an Förderungen ausschütten, dann ist es schwierig, als Standort zu konkurrieren, weil wir uns das nicht leisten können“. Er glaube auch nicht, dass dies der richtige Weg sei.

Bitschnau: „Ein unmoralisches Angebot“

Herbert Bitschnau vom Stand sieht das genauso. Man habe es als ländliche Region schwer, wenn größere Kommunen wie die Stadt Bludenz „ein unmoralisches Angebot machen, zu dem eine Firma Jäger wahrscheinlich nicht Nein sagen" könne.

Ratt: Mangel an offener Gesprächskultur

Das bezweifelt Vizebürgermeister Ratt. Er entgegnet, dass er in persönlichen Gesprächen mit Guntram Jäger erfahren habe, dass Bludenz überhaupt nicht in Frage gekommen wäre, wenn man sich früh genug um eine offene Gesprächskultur in dieser Angelegenheit bemüht hätte.
Die Firma Jäger Bau will die Verlegung des Firmensitzes nach Unterzeichnung aller Verträge nun nicht mehr kommentieren.