Hohe Wohnkosten führen in Notlagen

Die Schuldenberatung des Instituts für Sozialdienste (ifs) nennt hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten in Vorarlberg als Ursachen für Privatinsolvenzen. Privatkonkurse sind nach der neuen Gesetzesregelung im Vorjahr um 80 Prozent gestiegen.

Die Schuldenberatung des ifs legte am Donnerstag ihren Jahresbericht vor. Die Zahl der Privatinsolvenzen ist demnach im vergangenen Jahr um fast 80 Prozent gestiegen. Ende 2017 fiel die Mindestquote für eine Privatinsolvenz. Das Abschöpfungsverfahren wurde von sieben auf fünf Jahre verkürzt. Als Folge konnten mehr Menschen Privatinsolvenz anmelden. Eine Entschuldung von Menschen mit niedrigem Einkommen oder ehemaligen Selbstständigen mit hohen Schulden sei volkswirtschaftlich richtig, betonte die Leiterin der Schuldenberatung, Simone Strehle-Hechenberger.

Gespräch mit Leiterin der Schuldenberatung

Eine Entschuldung von Menschen mit niedrigem Einkommen oder ehem. Selbstständigen mit hohen Schulden sei volkswirtschaftlich richtig, betont Simone Strehle-Hechenberger.

Ursachen hoher Schulden

Hauptursache für die Überschuldung waren Einkommensverluste und Arbeitslosigkeit, aber auch Konsumverhalten, eine fehlgeschlagene Selbstständigkeit oder eine Trennung. Durchschnittlich standen die ifs-Klienten 2018 mit rund 87.500 Euro in der Kreide. Eine Besonderheit in Vorarlberg sei die hohe Erwerbsquote im Österreichvergleich, so waren nur rund 30 Prozent der Klienten arbeitslos. Fast 50 Prozent gingen einer Arbeit nach.

Die Schuldenberatung bemängelt in ihrem Jahresbericht, dass das Existenzminimum für Vorarlberg wegen der steigenden Wohnkosten und der hohen Lebenshaltungskosten zu niedrig angesetzt sei. Bei getrennt lebenden Familien komme noch hinzu, dass Unterhaltsschulden bis zu 25 Prozent unter das Existenzminimum gepfändet werden könnten.

Mehr als 3.000 Klienten

Laut Strehle-Hechenberger gerieten Menschen so in Notsituationen. Vor allem Wohnen müsse erschwinglicher werden, denn manchmal bleibe kaum genug Geld für alltägliche Ausgaben. 2018 betreute die Schuldenberatung rund 3.200 Klienten, 61 Prozent davon waren Männer. Rund 2.800 Kinder waren mitbetroffen.

Auch heuer liegen die Anfragen noch über dem Durchschnitt und Entspannung ist nicht in Sicht. Die geplanten Änderungen der Mindestsicherung, wonach künftig private Spenden etwa auch für Schulskikurse oder Landschulwochen, die Sozialhilfe verringen sollen, werden noch mehr in die Armut stürzen, so die Leiterin der Schuldenberatung. Kinder würden als Folge nicht mehr an diesen Veranstaltungen teilnehmen. Diese Regelung mache sie sprachlos. Strehle-Hechenberger befürchtet, dass noch mehr Kinder auch in die soziale Armut gedrängt werden

Unterstützung wird postiv empfunden

Laut einer Klientenbefragung fühlten sich 85 Prozent der Betreuten nach der Beratung gesünder. Bei 73 Prozent verbesserte sich die finanzielle Situation, bei über 80 Prozent das Familienleben. Diese Zahlen verdeutlichten, welche nachhaltige Wirkung eine Schuldenregulierung auf den Einzelnen, aber auch auf die Volkswirtschaft habe, so Strehle-Hechenberger. In Vorarlberg werden neun von zehn Privatinsolvenzen vom ifs begleitet.

Link: