Landtag debattierte Mangel an Pflegepersonal

Der Mangel an Pflegekräften hat am Mittwoch den Vorarlberger Landtag beschäftigt. Während die Opposition auf rasche Maßnahmen drängte, versuchte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) zu beruhigen.

Einig waren sich die Abgeordneten lediglich darin, dass es beim Thema Pflege einiges an Handlungsbedarf gebe. In welchem Ausmaß, war indes strittig: SPÖ-Abgeordnete Manuela Auer, deren Partei das Aktuelle Thema vorgeschlagen hatte, zeichnete ein düsteres Bild. In einigen Heimen sei die Personalsituation untragbar.

Immer wieder würden sich Betroffene an sie wenden. Allgemeiner Tenor: Es herrsche Personalmangel, es gebe lange Krankenstände und eine hohe Fluktuation beim Personal. Außerdem würden Auszubildende als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt. Auer forderte daher „einen Krisengipfel in Sachen Pflege“.

Michalke kritisiert Nachwuchsbetreuung

Cornelia Michalke von den Freiheitlichen sorgte sich um den Nachwuchs: Die jungen Arbeitskräfte würden hochmotiviert im Pflegeheim ankommen, diese Motivation gehe aber schnell verloren. In den Praktika würden sie oft alles andere erleben als „qualitativ hochwertige oder motivierende Anleitungen“. So werde dem Nachwuchs sehr schnell die Freude am Beruf genommen.

Michalke forderte, dass nur entsprechend geschulte Ausbildner eingesetzt werden: „Interessierte dürfen uns nicht durch unprofessionelle Behandlung der Praktikanten verloren gehen.“

Matt fordert mehr Kreativität

NEOS-Abgeordneter Daniel Matt sah die Schuld für die Pflegesituation nicht nur beim Land, sondern auch in Wien: „Vor zwei Wochen haben Bundeskanzler (Sebastian) Kurz und Landeshauptmann (Markus) Wallner in Bregenz im Rahmen einer Pressekonferenz außer Überschriften nichts geliefert.“

Auch die vom Landeshauptmann geforderte Pflegelehre sei nicht die Lösung für das Personalproblem. In Richtung Wallner meinte er: „Wer sich nur auf die Verwaltung des Notstands konzentriert, tut sich schwer, kreative Lösungen zu entwickeln.“

Wiesflecker kontert mit Zahlen

Soziallandesrätin Wiesflecker appellierte an die Abgeordneten, nicht von einem „Pflegenotstand“ zu sprechen. Es handle sich vielmehr um eine angespannte Personalsituation - vor allem im stationären Langzeitbereich, wo 22 diplomierte Fachkräfte fehlten. In den anderen Bereichen gelinge es immer wieder, „Personen in die Pflege zu bekommen“.

Wiesflecker untermauerte diese Aussage mit Zahlen: Laut einem Monitoringbericht für die Jahre 2017/18 gebe es einen Pflegepersonalzuwachs von sieben Prozent. Eine große Fluktuation räumte sie aber ein - 1.226 neu eingestellten Personen standen 894 Abgänge gegenüber, 15 Prozent davon pensionsbedingt.

Rüscher: „Therapie läuft“

Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher (ÖVP) verteidigte ihrerseits die Bundesregierung: „Wenn die Bundesregierung sofort mit Lösungen kommt, wird sie dafür angegriffen, dass sie das nicht ‚breit erarbeitet‘ habe, dass man sich nicht genügend Zeit genommen hat.“ Im umgekehrten Fall laute die Kritik, dass die Lösung zu lange auf sich warten lasse - wie eben auch im vorliegenden Fall. Die Bundesregierung erarbeite ein Pflegekonzept, auf das man reagiere, sobald es vorliege: „Die Therapie läuft.“