Künstler gestalten Stiftsbibliothek um

Der Stiftsbezirk St. Gallen ist UNESCO-Weltkulturerbe. Vor allem der barocke Bibliotheksaal ist ein Besuchermagnet. Für ihr neues Projekt haben die Vorarlberger Künstlerin Siegrun Appelt und der St. Galler Designer Martin Leuthold den Saal fast leergeräumt.

Der Raum ist leer, die Vitrinen wurden entfernt, Quellen für künstliches Licht abgebaut. Der Saal wirkt größer, wird in seiner ganzen Pracht erfahrbar, das Tageslicht sanft durch die Nischen geführt. Die künstlerische Intervention wird erst nach und nach erkennbar - Brillen mit Licht machen die reflektierenden Buchrücken für den Besucher sichtbar.

Lichtprojekt in der Stiftsbibliothek St. Gallen

Für ihr neues Projekt haben die Künstlerin Siegrun Appelt und der St. Galler Designer Martin Leuthold den Bibliothekssaal mehr oder weniger leer geräumt.

Die Anordnung der Reflektoren erinnert an einen Strichcode - als Sinnbild für den Wandel der Wissensvermittlung. Damit habe man die Digitalisierung von Büchern thematisieren wollen, das Reflektieren der Inhalte und die Lücken zwischen den Büchern, sagt Designer Martin Leuthold. Je nach Tageszeit, je nach Lichteinfall ändert sich die Wirkung des Raumes. Wenn es draußen dunkel wird, treten die Reflektoren drinnen noch deutlicher hervor, sie spiegeln sich am Boden.

Ausstellung machen Klosterschatz erfahrbar

Zu Zeiten des Barock, gab es kein künstliches Licht, deshalb wurden die Bücher in Gold beschriftet, damit sie auch bei wenig Licht lesbar sind. „Gerade zur Zeit des Barocks war es wichtig, mit Tageslicht zu arbeiten, um auch ein bisschen den Glanz in die Räume zu bekommen“, sagt Künstlerin Siegrun Appelt. „Das heißt, das Licht hat sich eigentlich in all diesen Elementen (...) reflektiert.“

Stiftsbibliothek St. Gallen Kunstprojekt

ORF

Jeweils zur vollen Viertelstunde spielt eine Lichtuhr in der Bibliothek. Das Wetterleuchten ist eine weitere Referenz an die Liebe des Barock zu Licht und Schatten. 2019 werden im Stift St. Gallen gleich drei Ausstellungen eröffnet, die den reichen Klosterschatz neu erfahrbar machen. Am Beginn steht der restaurierte Gewölbekeller - hier bildet Gallus und seine Zeit einen Schwerpunkt.