„Abschuss von Wölfen darf kein Tabu sein“

Der Vorarlberger Landesjägermeister Christof Germann stellt das absolute Verbot des Abschusses von Wölfen zur Debatte. Im ORF-Radio-Vorarlberg-Interview sagte Germann, es sei Aufgabe der Politik, darüber nachzudenken, wie man mit Problemwölfen umgehe.

Derzeit dürfen Wölfe unter keinen Umständen geschossen werden. Der Wolf sei ein geschütztes Tier, da sei die Rechtslage im Moment eindeutig, so Landesjägermeister Christof Germann. Der Wolf sei für die Vorarlberger Jägerschaft auch kein Jagdziel. Allerdings dürften die Landwirte im Fall von Übergriffen etwa auf Schafe im Land von der Politik nicht allein gelassen werden, so Germann.

„Ich glaube, in Vorarlberg gibt es sehr viele Vorbereitungen für den Fall der Fälle, dass Wölfe auftreten. Ich glaube, die Politik ist gut beraten, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, wenn einmal ein Problemwolf in Vorarlberg auftritt, wie man mit diesem Tier umgeht.“ Ein interner Aktionsplan des Landes sieht sowohl die Information der Schaf- bzw. Alpbesitzer als auch Präventionsmaßnahmen vor - mehr dazu in: Rückkehr des Wolfes? Experte skeptisch.

Rudel mit 15 Tieren im Calanda-Gebiet

Im Schweizer Calanda-Gebiet unweit der Vorarlberger Grenze gebe es ein Wolfsrudel mit 15 Tieren, da werde auch künftig immer wieder einmal ein Wolf durch Vorarlberg ziehen. „Da gehen jedes Jahr zwei, drei, vier junge Wölfe auf die Reise“, so Germann.

Mit seiner Ansicht stellt sich Germann auch auf die Seite der Agrarreferenten der Länder, die ebenfalls am Abschussverbot gerüttelt haben. Auch die Landwirtschaftskammer hat bereits angeregt, über die Bejagung von Wölfen nachzudenken, nachdem diese keine gefährdete Tierart mehr sind.

Das Interview mit Christof Germann hat ORF-Redakteur Jürgen Peschina geführt.

„Wir stehen für angepasste Wildbestände“

Im Bereich der Jagd generell sieht Germann einige Probleme, die es zu lösen gelte. Aber dass die Jäger ein Interesse an einer hohen Rotwilddichte hätten, weil es dann auch mehr starke Hirsche geben würde, das weist Germann entschieden zurück: „Wir stehen für angepasste Wildbestände - das heißt angepasst an den Lebensraum.“ Niemand habe ein Interesse an überhöhten Wildbeständen. Diesbezüglich gebe es Regionen, „in denen wir gut unterwegs sind und es gibt Regionen, in denen wir noch Arbeit zu erledigen haben“, so der Landesjägermeister.

Schusszeitverlängerung: „Mit Augenmaß und Gefühl“

Schusszeitverlängerungen und Freihaltungen seien dabei Instrumente, die bei einem richtigen Einsatz grundsätzlich ihre Berechtigung hätten, so Germann weiter. Tatsächlich sei es allerdings so, das Schusszeitverlängerungen inzwischen die Regeln seien.

„Aber man muss den Wildtieren auch Zeiträume zugestehen, wo sie sich von der Jagd erholen können, das heißt, generelle Schusszeitverlängerungen sehen wir kritisch. Ich glaube, hier sollten auch die Behörden mit sehr viel Augenmaß und Gefühl vorgehen“, so Germann. Mit der Genehmigung von Schusszeitverlängerungen und Freihaltungen sind alle Tiere in einem Revier zum Abschuss frei - unabhängig von der Jahreszeit.

Diskussion um Jagdpächter aus der Schweiz

Ein immer wiederkehrendes Thema in der Vorarlberger Jägerschaft seien Jagdpächter aus der Schweiz. Es brauche jedoch Pächter für die großen Rotwild-Reviere, so Germann: „Rotwild ist ein Rudeltier und Rudeltiere müssen großflächig bewirtschaftet werden und dazu braucht es große Reviere.“

Und dazu seien auch Personen nötig, die finanziell in der Lage und auch bereit seien, solche großen Reviere zu pachten. Dabei liege die Verantwortung beim jeweiligen Grundeigentümer, „dieser bestimmt schlussendlich, wer auf seinem Grund und Boden jagd“, so Germann.