Verländerung der Jugendhilfe: „Pflanzerei“

Als „Pflanzerei“ bezeichnet Kinder- und Jugendanwalt, Michael Rauch, den Wirbel rund um den Beschluss für eine Verländerung der Kinder- und Jugendhilfe. Kurz davor wurde eine Studie veröffentlicht, die bundesweit geregelte Qualitätsstandards empfiehlt.

Am Donnerstag vor Weihnachten hat nach dem Nationalrat auch der Bundesrat beschlossen, dass die Kinder- und Jugendhilfe künftig nicht mehr bundesweit geregelt wird, sondern in die Kompetenz der einzelnen Bundesländer fällt.

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch im Interview mit ORF-Redakteurin Ines Hergovits-Gasser

Gemeinsam mit anderen Institutionen hatte sich der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch gegen diese Verländerung gewehrt und viel mehr bundesweit einheitliche Standards für die Jugendhilfe gefordert.

Rauch: Ergebnis wurde bewusst zurückgehalten

Pikantes Detail am Rande: Kurz vor der Beschlussfassung des Bundesrats wurde eine Studie veröffentlicht, in der genau Rauchs Forderung empfohlen wurde. Die Studie sei aber schon längst fertig gewesen, sagt Rauch - die Politik habe das Ergebnis bewusst zurück gehalten, um keine weiteren Argumente gegen eine Verländerung zur Kenntnis nehmen zu müssen.

Die Entscheidung der Politik sei aber grundsätzlich zu akzeptieren, so Rauch - er werde nun auf Länderebene versuchen eine Qualitätsoffensive zu starten. Als kleinen Erfolg bezeichnet Rauch die 15a-Vereinbarung, in der bundesweite Mindeststandards für die Kinder- und Jugendhilfe festgelegt werden.

Mehr Qualität als Ziel für 2019

Die Kinder- und Jugendhilfe habe schon im Jahr 2013 einen regelrechten „Qualitätsschub“ erhalten, so Rauch. Aber die Kinder- und Jugendhilfe sei jenes System wo die Probleme in Familien immer als erstes auftreten - dazu müssten die unterschiedlichen Institutionen noch besser vernetzt werden.

Zudem werde auch evaluiert, wie die Instrumente, die vor fünf Jahren installiert worden sind, tatsächlich greifen und wie sich die Arbeiten auf die verschiedenen Arbeitsbereiche verteile. Auch sollen die Betroffenen, also Kinder- und Jugendliche mehr in die Arbeit einbezogen werden.