Sexistische Postings: Gesetzänderung gefordert

Jede dritte Frau in Österreich ist laut einer Umfrage mit Gewalt im Internet konfrontiert. Die strafrechtliche Verfolgung der Täter ist schwierig. Buchautorin und Journalistin Ingrid Brodnig fordert im ORF Vorarlberg-Interview eine Gesetzesänderung.

Gewalt- und Hasspostings auf Facebook, Twitter oder per E-Mail würden mittlerweile zum Alltag gehören, sagt Brodnig. Grund sei die sogenannte Online-Enthemmung. Im Internet habe man keinen Augenkontakt zu seinem Gegenüber, da falle es leichter, grob zu sein.

Von Gewalt im Internet seien beide Geschlechter betroffen, so Brodnig. Bei Frauen gehe es aber öfters unter die Gürtellinie. Laut einer aktuellen Umfrage der Verbrechensopferhilfe „Weißer Ring“ ist jede dritte Frau im Vorjahr mit derartigen Beschimpfungen konfrontiert gewesen. Jede zehnte Frau habe sexuell anzügliche Mitteilungen erhalten.

Ingrid Brodnig

APA/Hans Punz

Ingrid Brodnig

Übergriffe immer dokumentieren

Das Allerwichtigste sei immer, den Übergriff zu dokumentieren, betont Brodnig. Oft werde eine Nachricht im ersten Schock gelöscht. Man müsse unbedingt eine Bildschirmaufnahme machen.

Betroffenen rät Brodnig, sich professionelle Beratung zu holen. Die Beratungsstelle „#GegenHassimNetz“ prüft, ob Nachrichten oder Postings strafrechtlich relevant sein können.

Publikum ist erforderlich

In Österreich gebe es die eigenartige Situation, dass eine Beleidigung nur als Beleidigung angezeigt werden kann, wenn sie vor Publikum passiert ist, so Brodnig. Wenn man eine private E-Mail bekomme, kann das nicht wegen des Tatbestands der Beleidigung verfolgt werden, weil kein Publikum da ist.

Sexismus im Internet

In Feldkirch wird am Mittwoch diskutiert, wo die Ursachen für den Hass im Netz liegen und wie speziell Frauen mit dem Problem umgehen können.

Hier wäre eine Gesetzesänderung sinnvoll, fordert Brodnig. In Deutschland etwa könne auch ein beleidigendes E-Mail strafrechtlich verfolgt werden.

Betroffene wehren sich

Das von Sigrid Maurer und dem Verein ZARA ins Leben gerufene Crowdfunding für einen „Rechtshilfefonds gegen Hass im Netz“ hat das Ziel von 100.000 Euro erreicht - und das innerhalb von nur zwei Tagen. Mit den ersten 50.000 Euro soll ein „Worst case“-Szenario bei dem Rechtsstreit zwischen Maurer und dem Besitzer eines Craft-Beer-Geschäfts, von dessen Facebook-Account ihr obszöne Meldungen geschickt wurden, abdeckt werden - mehr dazu in Initiative erreichte 100.000-Euro-Ziel.

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