Bürgermeister schießt Böcke: Rettung rückt aus

Ein Jagdausflug, zwei erlegte Steinböcke: Das Jagdglück des Laternser Bürgermeisters sorgt nach einem Bericht der „Vorarlberger Nachrichten“ für Aufsehen - einerseits, weil im Revier nur ein Steinbock geschossen werden darf, andererseits, weil die Bergrettung zum Einsatz kam.

Der Vorfall hat sich, so berichten die „VN“ am Dienstag, bereits im August zugetragen: Der Laternser Bürgermeister Heinz Ludescher schoss in seinem Damülser Jagdrevier auf einen Steinbock. Dabei soll er mehrmals geschossen haben, worauf zwei Steinböcke im steinigen Gelände am Ragazer Blanken in die Tiefe stürzten.

Jäger-Posse um zwei tote Steinböcke

Ein Jagdausflug, zwei erlegte Steinböcke: Das Jagdglück des Laternser Bürgermeisters sorgt für Aufsehen - einerseits, weil im Revier nur ein Steinbock geschossen werden darf, andererseits, weil die Bergrettung zum Einsatz kam.

Nachdem er sich offenbar nicht in der Lage sah, das erlegte Wild selbst zu bergen, verständigte er die örtliche Bergrettung. Ein entsprechender Einsatz ist laut Recherchen der „VN“ bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle des Landes protokolliert.

Mehrjährige Abschusssperre möglich

Das doppelte Jagdglück bringt Ludescher in die Bredouille, zumal im Revier nur ein Steinbock zum Abschuss genehmigt war. Somit droht nun eine schmerzhafte Strafe, heißt es in den „VN“. Dabei wird es wohl nicht auf eine Geldstrafe hinauslaufen, heißt es von Seiten der Jagdbehörde, sondern eher auf eine mehrjährige Sperre. Sprich: Im Jagdrevier des Laternser Bürgermeisters könnte längerfristig keine Abschussgenehmigung für Steinböcke erteilt werden.

Die Strafe wird in Abstimmung mit der zuständigen Hegegemeinschaft festgelegt und dann im kommenden Frühjahr wirksam, wenn die neuen Abschusspläne veröffentlicht werden. Aus Sicht der Bezirkshauptmannschaft Bregenz hat der doppelte Steinbockabschuss keine großen Auswirkungen auf die Steinwildpopulation im betroffenen Jagdgebiet. Denn das Steinwild hat zuletzt zahlenmäßig zugenommen und stellt auch eine Kokurrenz für das Gamswild dar.

Auf zwei verschiedene Tiere gezielt?

Wie es dazu kam, dass schlussendlich gleich zwei Steinböcke erlegt wurden, wollte Ludescher gegenüber den „VN“ nicht näher erläutern. Das gehe niemanden etwas an. Auch gegenüber dem ORF Vorarlberg war Ludescher zu keiner Stellungnahme bereit, den Behörden schilderte er seinen „Jagdunfall“ jedoch.

Laut „VN“-Recherchen war das erste Tier nach dem ersten Schuss nicht gleich tot. Dass er beim zweiten Schuss auf ein ganz anderes Tier gezielt habe, wollte Ludescher gegenüber den Jagdbehörden aber nicht bemerkt haben. Er sei erstaunt gewesen, dass am Ende zwei Steinböcke getroffen wurden.

lr gantner

orf

Landesrat Christian Gantner (ÖVP)

Tierbergung in Statuten vorgesehen

Das Jagdabenteuer von Ludescher sorgt indessen mittlerweile für Stammtischgespräche und Kritik. Dass die Bergrettung ausrücken musste, ist laut Ortsstellenleiter Bernd Madlener aber nicht als Missbrauch zu werten. Es wäre seiner Ansicht nach unverantwortlich gewesen, wenn sich Ludescher bei der Bergung selbst in Gefahr gebracht hätte.

In der Zentrale der Vorarlberger Bergrettung verweist man auf die Statuten des Vereins, die umfangreiche Aufgaben vorsehen - unter anderem auch die Bergung von Tieren im alpinen Gelände. Eben darauf verweist auch Landesrat Christian Gantner (ÖVP). Wenn durch einen Einsatz verhindert werden könne, dass sich Menschen in Gefahr begeben, dann sei das auch richtig so. Bei dem Einsatz in Damüls habe es sich um einen herkömmlichen, angemeldeten Einsatz gehandelt.

Letzter Rettungseinsatz vor einer Woche

Skurril: Erst vor einer Woche hatte Ludescher die Bergrettung für einen Tiertransport alarmiert. Es handelte sich dabei, wie Madlener entsprechende „VN“-Informationen bestätigte, um ein an Gamsblindheit erkranktes Tier, das in unwegsamem Gelände erlegt wurde.

Gernot Heigl

ORF

Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft

Solche Einsätze kommen allerdings insgesamt selten vor, stellte Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft am Dienstag gegenüber dem ORF Vorarlberg dar. Für die Jäger gebe es klare Vorschriften, nach denen es gelte, Wild dort zu erlegen, wo es sicher abtransportiert werden kann. Andernfalls sollte ein Privattransport organisiert werden.

Wie kann es überhaupt passieren, dass ein Jäger „aus Versehen“ zwei Steinböcke schießt?
Laut Heigl ist es so, dass Tiere nach einem Schuss natürlich sofort in Deckung gehen, etwa hinter einen Felsen. Und dann könne es passieren, sagt Heigl, dass eben ein anderes Tier hervorschaut, der Jäger es für das angeschossene Tier hält und noch einmal abdrückt.

Fehler können aber natürlich passieren, räumte Heigl ein. Ein klärendes Gespräch zwischen der Vorarlberger Jägerschaft und Heinz Ludescher wird es seinen Angaben zufolge nicht geben. Man überlasse die Sache der zuständigen Jagdbehörde.