Allgäuer sieht Verrohung des sozialen Klimas

Der scheidende Geschäftsführer des Instituts für Sozialdienste (ifs), Stefan Allgäuer, sieht eine Verrohung des sozialen Klimas in Österreich. Das soziale Grundverständnis in Gesellschaft und Politik sei in Frage gestellt, sagt Allgäuser im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg.

Vor 30 Jahren seien sich Politik und Sozialarbeit über das gemeinsame Ziele einig gewesen, sagt Allgäuer: Man wollte erreichen, dass jeder Bürger zumindest ein halbwegs erträgliches Leben führen könne. „Wir leben aber heute in einer Welt, wo ich große Sorge habe, dass dieses Prinzip nicht mehr stimmt“, so Allgäuer. Jetzt habe er den Eindruck, dass einige wenige weiterkommen, mit dem Preis, dass andere zurückgelassen werden. Er halte das für gefährlich und bedenklich, sagt der scheidende ifs-Geschäftsführer.

„Dynamik und Tempo haben sich verändert“

Die Probleme der Menschen seien seit Beginn seiner 36-jährigen Tätigkeit beim ifs weitgehend gleich geblieben, dazu zählen laut Allgäuer vor allem Probleme in der Beziehung, nach Gewaltsituationen oder Probleme, das Leben zu bewältigen. „Allerdings haben sich die Dynamik, die Zeit und das Tempo in der heutigen Welt geändert“, so Allgäuer, es gebe eine ganze Reihe von Lebenssituationen, in der Menschen Unterstützung brauchen, dass sie es in der heutigen Welt schaffen.

Das Interview mit Stefan Allgäuer hat ORF-Redakteur Peter Metzler geführt.

„Gewinnrücklagen notwendig“

Im Samstaginterview nimmt Allgäuer auch Stellung zur Sonderprüfung des ifs durch den Landesrechnungshof. Er bleibt bei seiner Position und bezeichnet die Gewinnrücklagen von 6,4 Millionen im Jahr 2017 als betriebswirtschaftlich nötig. Das ifs mit seinen mehr als 500 Mitarbeitern bekomme vom Land keine pauschalen Subventionen. Vielmehr würden die Leistungen im Nachhinein abgerechnet. Deswegen brauche das Unternehmen finanzielle Mittel.

„Wir arbeiten zum Beispiel im Jänner mit unseren Klienten, schreiben im Februar die Rechnungen und verschicken sie“, erklärt Allgäuer im Detail. „Wir schicken diese Rechnungen ans Land, an unsere Kostenträger und Partner und bekommen das dann vielleicht im März bezahlt. Das ifs muss die Gehälter für zwei, drei Monate vor-subventionieren, da sind schon 5 bis 7 Millionen Euro in dieser Zeit“. begründet der ifs-Geschäftsführer die aus seiner Sicht notwendigen Rückklagen.

Mehr als 35.000 Menschen werden jährlich betreut

Das ifs betreue über 35.000 Menschen im Jahr fachlich, sagt der Geschäftsführer. Da brauche es einen soliden Betrieb, der das Ganze stütze. „Früher war das ifs ein Verein, aus dem hat man eine GmbH gebildet, diese muss allen betriebswirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden“, so Allgäuer weiter.

Jeder Betrieb brauche Geld, um seinen Betrieb führen zu können - „und dieses Geld wird sichtbar in den Rücklagen“. „Wenn man im Sozialbereich über Geld redet, ist das sehr viel Geld, das verstehe ich. Da darf man auch hinschauen, da soll auch der Rechnungshof kommen, das ist gut so“, so Allgäuer.

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