Schuldenberatung widerspricht Kreditschutzverband 1870

Bei Privatkonkursen verzeichnet der Kreditschutzverband 1870 in Vorarlberg dieses Jahr eine Steigerung um fast 120 Prozent. Die Schuldenberatung des IFS widerspricht dem Kreditschutzverband heftig im Hinblick auf die Ursachen.

Die Schuldenberatung des IFS reagiert auf die aktuelle Veröffentlichung des Kreditschutzverbandes 1870 mit Unverständnis. Leiter Peter Kopf spricht von Schwarz-Weiß-Malerei des KSV 1870. Der Anstieg der Privatinsolvenzen sei nicht durch übertriebene Ausgaben und ein Leben über die Verhältnisse begründet, so Kopf. Ein Viertel der Privatinsolvenzen betreffe Unternehmer aus einer früheren Selbstständigkeit.

Blockade von Schuldnern

Die hohen Schulden sind laut Kopf darauf zurückzuführen, dass für viele der Privatkonkurs nicht möglich war. Kopf spricht von einer jahrelangen Blockade dieser Schuldnern. Sie konnten die zehn Prozent Hürde nicht schaffen, die für einen Privatkonkurs bisher Voraussetzung war, erläutert Kopf. „Die Menschen hatten jahrelang keine Chance Insolvenz anzumelden. Dadurch wurden Zinsen und Kosten in die Höhe getrieben. Zinsen und Kosten waren Schuldentreiber“, so Kopf.

KSV veröffentlicht Zahlen für 3. Quartal

In Vorarlberg ist die Zahl der Privatkonkurse beziehungsweise Schuldenregulierungsverfahren nach drei Quartalen 2018 im Vergleich zum Vorjahr explodiert. Bisher kam es zu 472 Privatkonkursen. Das teilt der KSV1870 Vorarlberg für den Berichtszeitraum Jänner bis September 2018 mit. Damit liegt die Zunahme bei 118 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum. Es ist der drittstärkste Zuwachs im Bundesländervergleich. Die Passiva in diesen Verfahren stiegen von 25 Millionen Euro auf aktuell 67 Millionen Euro.

Gesetzesänderung verursacht Steigerung

Der KSV1870 Vorarlberg und weitere Gläubigerschutzverbände haben die Zuwächse erwartet. Im Frühjahr 2017 waren Gesetzesänderungen für eine Erleichterung der Entschuldung von Privatpersonen angekündigt worden. Damit war davon auszugehen, dass eine Vielzahl von Schuldnern mit ihrem Antrag noch abwarten würde, berichtet die wirtschaftspresseagentur.com.

Abschöpfungsverfahren verkürzt

Das neue Gesetz verkürzte das Abschöpfungsverfahren von sieben auf fünf Jahre. Die sogenannte Mindestquote von zehn Prozent fiel weg. Gläubigerschutzverbände bezeichnen die Neuregelung als „Entschuldung light“. Sie rechnen mit einem schrittweisen Abflauen der aktuellen Steigerungen.

Bezirksgerichte mit 600 Verfahren beschäftigt

Bis Jahresende rechnet der KSV1870 laut wirtschaftspresseagentur.com mit insgesamt etwa 600 eröffneten Privatkonkursen in Vorarlberg. Es sei absehbar, dass die Bezirksgerichte bis weit ins Jahr 2019 übermäßig belastet sein werden. Ein Grund sei, dass die Verfahren durch die Gesetzesänderung „deutlich verkompliziert“ worden seien.

Drittstärkster Anstieg bei Firmenpleiten

Auch bei Firmeninsolvenzen hat Vorarlberg im Bundesländervergleich den drittstärksten Zuwachs nach drei Quartalen zu verzeichnen. Es kam zu 95 Insolvenzverfahren über Unternehmen. Das sind fast sieben Prozent mehr. Davon wurden 52 Verfahren eröffnet. In 43 Fällen kam es mangels kostendeckenden Vermögens zu keiner Verfahrenseröffnung. Die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten liegen bei etwa 41 Millionen Euro. Damit ist der Schuldenberg um fast 130 Prozent angewachsen.

Bauwirtschaft stark betroffen

Die größten Pleiten seien in Vorarlberg derzeit in der Bauwirtschaft zu verzeichnen, dicht gefolgt von der Textilsparte sowie dem Gastronomiebereich. Gemessen an offenen Verbindlichkeiten führt die Zech Gruppe (Passiva in Höhe von rund elf Millionen Euro) die Statistik in Vorarlberg gegenwärtig an. (wirtschaftspresseagentur.com, Redaktion vorarlberg.ORF.at)

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