Winzige Baby-Schildkröten in Kennelbach entdeckt

Normalerweise schaffen es Schildkröten nicht, sich in unseren Breitengraden im Freiland fortzupflanzen. Dieser Sommer der Superlative machte es möglich. Fünf Baby-Schildkröten kamen nun in Kennelbach zur Welt. Experten befürchten ein neues ökologisches Problem.

Schildkröten werden bekanntlich sehr, sehr alt. 80 Jahre und älter. Und so passiert es immer wieder, dass die Liebe der Halter zu ihren gepanzerten Hausgenossen allmählich erlahmt und die Tiere im nächsten Weiher landen.

Deswegen leben inzwischen verschiedenste Arten von Sumpfschildkröten am Alten Rhein, am Bodensee und auch in anderen Gewässern. Bisher ist man davon ausgegangen, dass diese Exoten in unseren nördlichen Breiten zwar überleben, aber sich aufgrund des viel zu kurzen und zu kühlen Sommers nicht erfolgreich fortpflanzen können. Falsch gedacht: Ein einziger Sommer wie dieser reicht aus.

Dieser Fall dokumentiert das erste Mal in Vorarlberg, dass Schildkröten im Freiland geschlüpft sind. Die Eier, die im Garten vergraben wurden, wurden sozusagen von der Sonne ausgebrütet. Bisher war Fortpflanzung hierzulande nur in künstlichen Brutapparaten möglich, da nur diese Apparate die notwendigen hohen Temperaturen über lange Zeit ermöglichten.

Hier gibt es die kleinen Winzlinge im Video:

Kaum größer als eine Münze

In Kennelbach bei der Familie Krepper wurden Baby-Schildkröten im Garten entdeckt. Nur 15 Gramm wiegen die winzigen Schildkröten, die jetzt drei oder vier Tage alt sind. Die Panzer sind noch längst nicht fertig ausgehärtet.

Die Schildkröte

Schildkröten tauchten erstmals vor mehr als 220 Millionen Jahren auf. Heute unterscheidet man 341 Arten mit über 200 Unterarten.

Ökologisches Problem?

Klaus Zimmermann von der Inatura in Dornbirn weiß um die Problematik dieser Exoten. Vor allem Sumpfschildkröten, wie die europaweit als invasive Art eingestufte Rotwangen-Schildkröte, haben sich hierzulande längst häuslich eingerichtet. Im Rheindelta werden immer wieder Gelege gefunden. Dass daraus Nachwuchs schlüpft, wurde bisher immer bezweifelt. Aber was die Landschildkröte in Kennelbach kann, kann eine Sumpfschildkröte im Rheindelta mindestens genauso gut - wenn nicht besser, meint Zimmermann.

„Tatsächlich ist zu befürchten, dass diese Schildkröten alle das Potential haben, sich in warmen Sommern fortzupflanzen. Das könnte wirklich zum ökologischen Problem werden.“ Auf Nachfrage des ORF Radio Vorarlberg bei der zuständigen Umweltbehörde im Vorarlberger Landhaus heißt es: Das Exotenproblem sei bekannt, bislang sei aber noch keine Lösung in Sicht.

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