Lehre für Asylwerber: Wallner will rasche Lösung

Die Lehre für Asylwerber in Mangelberufen wird abgeschafft - aus Vorarlberg gibt es dafür Kritik. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) beschwichtig: Wer eine Lehre begonnen habe, dürfe sie auch abschließen. Es brauche aber eine Ersatzlösung.

Wallner forderte im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg eine möglichst rasche Lösung für die betroffenen Lehrlinge und Betriebe - „und zwar eine mit Hausverstand“. Die Bundesregierung habe am Montag bereits zugesagt, dass diejenigen Asylwerber, die eine Lehre begonnen haben, selbige auch abschließen dürfen. Das sei sinnvoll, so Wallner.

Lehre für Asylsuchende vor Aus

Die Entscheidung der Bundesregierung die Lehre für Asylsuchende abzuschaffen, wird in Vorarlberg unterschiedlich aufgenommen.

Angesichts des großen Fachkräftemangels brauche es aber eine rasche Ersatzlösung. Wallner kann sich dabei auch vorstellen, dass Menschen mit Rot-Weiß-Rot-Karte in Vorarlberg eine Lehrausbildung machen dürfen. Vorrang müssten aber in jedem Fall Vorarlberger Interessenten haben.

Scheffknecht: „Wirtschaftlich absolut absurd“

Die Schicksale von jungen Menschen, die noch während ihrer Lehrausbildung abgeschoben worden sind, haben in den vergangenen Monaten immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt. Die Landesregierung hat sich dazu bekannt, dass sich die Asylwerber wenigstens bis zum Ende der Lehrzeit in Vorarlberg aufhalten dürfen.

NEOS hat sogar gefordert, dass die Asylwerber auch danach noch zwei Jahre lang im Land bleiben dürfen. Dementsprechend scharf kritisierte NEOS-Landessprecherin Sabine Scheffknecht die Regierungspläne im „Vorarlberg heute“-Sommergespräch: „Ich finde das nicht nur unmenschlich, sondern auch wirtschaftlich absolut absurd und kontraproduktiv“ – mehr dazu in Scheffknecht kritisiert Regierungspläne.

Allgäuer (FPÖ): „Es geht um Rechtssicherheit“

Zustimmung erhält die Entscheidung der Bundesregierung dagegen von FPÖ-Klubobmann Daniel Allgäuer. Es gehe um Rechtssicherheit und um eine klare Trennung von Asyl und Zuwanderung. Es gehe auch um Gerechtigkeit denjenigen gegenüber, die wirklich Schutz brauchen, so Allgäuer. Man müsse auch bedenken, dass es in Österreich über 31.000 Arbeitslose mit einem positiven Asylbescheid gebe. Es sei der Fokus darauf zu legen, dass diese Personen in eine Beschäftigung kommen, so der FPÖ-Klubobmann.

SPÖ und Grüne mit Kritik an Regierung

Die SPÖ hingegen verteidigt die Lehre für Asylwerber. Nationalratsabgeordneter Reinhold Einwallner bezeichnet die bisherige Regelung als „absolut sinnvoll“ und als Win-Win-Situation für beide Seiten - Asylwerber und Wirtschaft.

Auch die Grünen üben scharfe Kritik an der Entscheidung der Regierung - die Bundesregierung agiere sowohl gegen die Wirtschaft als auch gegen die Integration, so Grünen-Asylsprecher Daniel Zadra. Er fordert Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) auf, seinen Parteikollegen und Bundeskanzler Kurz zur Vernunft zu bringen.

Bereuter: Lehre für geeignete Asylwerber

Rund 90 Asylwerber absolvieren derzeit eine Lehre in Vorarlberg - hauptsächlich im Hotel- und Gastgewerbe. Aus Sicht von AMS-Leiter Bernhard Bereuter ist es sinnvoll, wenn Jugendliche mit den geeigneten schulischen Voraussetzungen eine Lehre beginnen können. Sollten sie ein Bleiberecht erhalten, hätte man eine Fachkraft gewonnen.

Nussbaumer hofft auf Reform

Auch Andrew Nussbaumer, Fachgruppenobmann der Gastronomen in der Wirtschaftskammer, bedauert grundsätzlich die Entscheidung der Bundesregierung. Aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels brauche es dringend Nachwuchskräfte - unabhängig von der Herkunft. Nussbaumer hofft nun auf eine rasche Lösung - etwa eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten.

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