Schwierige Suche bei Alpinunfällen

Vier Tage lang ist vergangene Woche im Silvretta-Gebiet nach einem vermissten Wanderer gesucht worden. Die Einsatzkräfte haben alle technischen Möglichkeiten ausgenützt - die Suche gestaltet sich aber auch mit diesen Helfern schwierig.

Bei einem Alpinunfall versuchen die Bergretter zunächst über die Handypeilung, das Suchgebiet bestmöglich einzugrenzen, sagt Christoph Gargitter von der Alpinpolizei. Das sei im Gebirge aber schwierig: „Vom Standort des Handymastens ausgehend wird meistens ein bestimmter Richtungswinkel, wo sich das Handy befinden muss, mitgeteilt. Im optimalen Fall kann auch noch eine Distanzmessung erfolgen.“ Daraus entstehe ein tortenförmiges Suchgebiet - die Genauigkeit beschränke sich aber auf mehrere Quadratkilometer.

Handyortungssystem für Hubschrauber

Mittels eines Handysuchsystems, das im Hubschrauber montiert ist, können vermisste Wanderer schneller gefunden werden.

Gerät muss intakt sein

Außerdem wird das Funksignal des Handys von den Bergen reflektiert - das kann zu falschen Informationen führen. Beispielsweise hat es schon Handyortungen auf der anderen Talseite gegeben, weil das Signal reflektiert wurde. Und: Das Gerät muss intakt sein, damit die Handyortung funktioniert. Der Akku muss also noch Leistung haben, und das Gerät muss auch nach einem Sturz so gut funktionieren, dass es sich über einen Handymast einloggen kann. Das gilt auch für die Handyortung per Hubschrauber.

Nur ein Ortungsgerät in Österreich

Nach dem Einsatz im Silvretta-Gebiet kritisierte Einsatzleiter Martin Netzer, der auch Bürgermeister von Gaschurn ist, dass in Westösterreich kein Ortungsgerät zur Verfügung steht. Tatsächlich gibt es für ganz Österreich nur ein Gerät.

Dabei handelt es sich quasi um einen mobilen Handymast. Der wird - je nach Notwendigkeit - zum Einsatzort gebracht, erklärt Gargitter: „Jeder Einsatzhubschrauber in Österreich hat eine entsprechende Antennenanlage montiert. Das Problem ist der lange Transportweg.“ In akuten Fällen helfen die Kollegen aus Bayern aus, die in der Regel schneller da sind. So geschehen auch bei der Suchaktion in den vergangenen Tagen.

Gargitter: Smartphones sinnvoll nutzen

Gargitter empfiehlt, die Smartphones sinnvoll zu nützen: Je nach Betriebssystem ist es möglich, die Standortkoordinaten für Bekannte oder Freunde für einen gewissen Zeitraum zugänglich zu machen. So können im Notfall die Bergretter schnell die richtigen Koordinaten für den Einsatz erhalten. Es gibt auch viele Notruf-Apps. Dafür muss der Verunfallte aber in der Lage sein, den Notruf oder eine Nachricht selbst abzusetzen.

Laut Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) wird mit dem Innenministerium in Wien über die Anschaffung eines weiteren Handyortungsgeräts verhandelt. Ob und wann es zur Verfügung stehen wird, ist unklar.

Burger rät zu richtiger Ausrüstung

Neben den Problemen mit den Ortungsgeräten gibt es noch andere Dinge, die die Suche nach einem Alpinunfall erschweren können, sagt Martin Burger von der Bergrettung Vorarlberg. Dazu gehört die dunkle Wanderbekleidung, die derzeit gefragt sei. Burger empfiehlt, im Gebirge stattdessen Signalfarben zu tragen. Das erleichtere die Suche, sollte einmal etwas passieren.

Sinnvoll wäre es laut Burger auch, die Wanderbekleidung mit dem sogenannten Recco-System auszustatten. Dieses System ist zum Beispiel oft in Skibekleidung eingenäht. Es handelt sich dabei um kleine Diodenstreifen, die von Suchgeräten gefunden werden können - auch vom Hubschrauber aus.

Seit Mittwoch vermisst

Seit Mittwoch wird ein 28-jähriger Koch aus Ungarn vermisst, der in Gaschurn arbeitet. Er war am Mittwochnachmittag gegen 15.00 Uhr zu einer Wanderung in die Silvretta aufgebrochen. Zu seinen Arbeitskollegen sagte er, dass er auf die 2.813 Meter hohe Vallüla oder auf die Bielerhöhe wolle. Da der als verlässlich geltende Koch am nächsten Tag nicht zur Arbeit erschien, wurden die Einsatzkräfte alarmiert - mehr dazu in 28-jähriger Wanderer seit Tagen vermisst.

Nach viertägiger Suche musste die Suchaktion am Sonntagabend vorläufig eingestellt werden. Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, werde die Suche wieder aufgenommen - mehr dazu in Suche nach 28-Jährigem vorläufig eingestellt.