Waldrappe mit menschlichen Ziehmüttern

Artenschützer wollen die Waldrappe wieder im Bodenseeraum ansiedeln. Derzeit ist ein Team mit 31 Vögeln auf den Weg in die Toskana, wo die Tiere überwintern sollen. Eine der ersten Stationen war die Niedere in Andelsbuch.

Knapp 100 Kilometer sind die jungen Waldrappe ihren beiden Ziehmüttern von Überlingen nach Andelsbuch gefolgt. Die beiden jungen Frauen sitzen jeweils in einem Ultra-Leichtflugzeug, das von einem Piloten gesteuert wird. Durch ein Megafon machen sie die Tiere auf sich aufmerksam und leiten ihnen den Weg.

Waldrapp

Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc

Allein würden die 31 jungen Waldrappen den Weg zu ihrem Winterquartier in Italien nämlich nicht finden: Er ist nicht genetisch verankert, sondern wird den Tieren normalerweise von den Eltern gezeigt. Die Waldrappe, die aufgezüchtet werden sollen, stammen aber aus Zoos. Weil es daher keine erwachsenen Vögel gibt, die den jungen Tieren den Weg weisen können, übernehmen diese Aufgabe eben die Ziehmütter mit Ultraleichtflugzeugen.

Seit vielen Jahren ausgestorben

Die Bodenseeregion war ursprünglich Lebensraum der Waldrappe. Seit etwa 400 Jahren sind sie hier aber ausgestorben. Ihre Rückkehr soll möglich gemacht werden durch dieses EU-geförderte Aufzuchtprojekt, bei dem Menschen als Ziehmütter fungieren, berichtet der Südwestrundfunk (SWR). Sobald die Tiere ausgebrütet sind, kommen sie in die Obhut des Teams, das sie nun nach Italien begleitet.

Wenn die Vögel in zwei bis drei Jahren als erwachsene Vögel zurück an den Bodensee kommen, sollen sie hier eine Brutkolonie gründen - und dann ihre eigenen Jungen ins Winterquartier führen. Das Waldrapp-Team hat mit den Waldrappen in den vergangenen Wochen geübt, weite Strecken zu fliegen. Der Weg in die Toskana soll in sechs bis sieben Etappen zurückgelegt werden. Anfang September will das Team dort ankommen.

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