Fachkräfte-Mangel verschärft sich

Der Fachkräftemangel wird sich nach Angaben von Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) trotz aller Anstrengungen des Landes nicht so schnell beheben lassen. Das Problem verschärfe sich auch durch das Wirtschaftswachstum.

Nach Angaben der FPÖ beklagen 88 Prozent der Vorarlberger Unternehmen, dass sie kein oder kaum geeignetes Fachpersonal bekommen. Das sei der höchste Wert in Österreich. In einer Anfrage an Landesrat Rüdisser wollen die Freiheitlichen wissen, wie sich die aktuelle Situation darstellt.

Auch wenn man etwa auf die Stärkung der dualen Ausbildung und den Ausbau der Fachhochschulen setze und man versuche, Fachkräfte aus anderen Bundesländern oder dem Ausland zu holen, werde sich das Problem weiter verschärfen, so die Antwort des Wirtschaftslandesrats. Gründe dafür seien das Wirtschaftswachstum und die Digitalisierung.

Weniger Lehrlinge und weniger Ausbildungsbetriebe

Zudem habe sich die Zahl der Lehrlinge zwischen 2011 und 2017 von gut 8.100 auf 7.000 reduziert, so Rüdisser. Auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe sei von mehr als 2.300 auf nur noch 1.800 gesunken. Hoffnungsvolle Projekte wie die Ausbildungsstarthilfe hätten keinen Erfolg gezeigt, so der Landesrat. In vier Jahr hätten nur drei Jugendliche daran teilgenommen.

Wallner will Millionen investieren

In den nächsten Wochen soll der Bedarf an Fachkräften in den technischen Berufen erhoben werden - als Basis für künftige Strategien, so Rüdisser. Neben der Lehrlings-Ausbildung setzt Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) auf die Studenten an der Fachhochschule. Dort soll schon bald der nächste große Entwicklungsschritt folgen. Es sollen zweistellige Millionenbeträge investiert werden. Es soll mehr technische Absolventen geben. Außerdem soll in die Forschung investiert und die Zusammenarbeit in der Bodenseeregion gestärkt werden.

„Bildungsmisere im Technik-Bereich“

Für Blum-Geschäftsführer Gerhard Blum ist eine Stärkung der technischen Lehrberufe unumgänglich. Wenn die Bildungsmisere im technischen Bereich nicht beendet werde, dann habe Vorarlberg als Industrie-Standort keine Zukunft. Die Digitalisierung schreite voran und ohne geschultes Personal wird es laut Blum nicht gehen.

Hohe Wohnkosten als Stolperstein

Aus Sicht von Heron-Geschäftsführer Christian Beer wird der technische Fortschritt im Land durch die hohen Wohnkosten zusätzlich erschwert. Gegensteuern will Landehauptmann Markus Wallner (ÖVP) unter anderem durch Wohnbeihilfe und Änderungen im Raumplanungs-Gesetz.

Frauen und Grenzgänger

Wirtschaftswachstun, Digitalisierung sowie Überalterung der Gesellschaft bei gleichzeitiger Stagnierung des Bevölkerungswachstums werde den Fachkräftemangel in den nächsten Jahren verschärfen, so Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny. Darum müssten Strategien entwickelt werden. Zum Beispiel müsse die Qualität der Pflichtschulen gehoben und die Lehrlingsausbildung attraktiver gemacht werden.

Man müsse auch Frauen ins Berufsleben bringen, so Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung. Dazu müsse die Ganztagesbetreuung für Kinder ausgebaut werden. Zudem gelte es, den Standort Vorarlberg für die rund 10.000 Grenzgänger, die in die Schweiz pendeln, attraktiver zu machen. Jenny und Ohneberg sind sich sicher, dass sich der Fachkräftebedarf nicht ohne ausländische Fachkräfte decken lässt.

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