Feuerbrand: Streptomycin-Erlaubnis erteilt

Die Feuerbrandgefahr für Obstbäume ist in Vorarlberg größer als befürchtet. Jetzt wurde Stufe 5 des fünfteiligen Vorarlberger Gefahrenstufenplans ausgerufen, sechs Obstbauern wurde der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin erlaubt.

Das teilten die ARGE Erwerbsbauern und die Landwirtschaftskammer am Donnerstagnachmittag mit.

Wie Landwirtschaftskammer-Obstbaureferent Ulrich Höfert ausführte, hätten sich durch die Temperaturen jenseits der 25 Grad in Blütenproben und über Prognosemodelle teilweise extreme Befallswerte bis zum Dreifachen des Grenzwerts ergeben. „Da ist schon mit gröberen Schäden zu rechnen. Eine solche Situation hatten wir seit Jahren nicht“, sagte der Experte.

Erwerbsobstbauern-Obmann Jens Blum befürchtete gar großflächige Rodungen wie 2007. Nächste Woche werde man bei Birnbäumen abschätzen können, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist, bei den Äpfeln dauert es noch etwas länger.

Höchste Gefahrenstufe ausgerufen

Stufe 5 des fünfteiligen Vorarlberger Gefahrenstufenplans wurde ausgerufen, sechs Obstbauern dürfen Streptomycin einsetzen. Das Mittel wird vor allem bei extrem gefährdeten Birnenanlagen in Gemeinden am Bodensee eingesetzt.

Die meisten Anlagen habe man aber über Notfallzulassungen mit Alternativmitteln aus Algenextrakten, mit Kalialaun usw. behandelt, für die es aber auch elf Jahre nach dem großen Feuerbrand-Jahr 2007 keine reguläre Pflanzenschutzmittel-Zulassung gebe, so Höfert. Weil der Bund die Auflagen verschärft habe, sei den Herstellern das Verfahren nun zu teuer. So wurden für Deutschland reguläre Zulassungen erwirkt, nicht aber für Österreich.

Streptomycin-Verzicht als Ziel

„Der Bund hat große Anstrengungen in der Feuerbrand-Forschung unternommen, aber das muss jetzt auch endlich in der Praxis ankommen“, drängte Höfert. So gebe es etwa einen EU-Topf, aus dem Zulassungen bezahlt werden könnten, doch der sei leer. „Es stellt sich schon die Frage, ob das nicht die öffentliche Hand zahlen sollte, denn die Schäden bezahlt letztlich auch die Allgemeinheit“, so Höfert. Viele der Alternativmittel, die in Versuchen passable Wirkung zeigten, seien zu wenig unter ernsten Bedingungen eingesetzt worden, weil die rechtliche Grundlage fehle - zumindest das werde man heuer wohl sehen. Ziel sei weiterhin, auf Streptomycin völlig zu verzichten.

Topas und Gala sehr anfällig für Feuerbrand

Die Obstbauern litten sehr unter der Situation. „Bald jedes Jahr Wetterextreme, Ernteausfälle und Investitionen in mechanische Unkrautvernichtung wegen des Glyphosatverbots - es ist bald nicht mehr lustig. Da leben ja Familien davon“, erinnerte Höfert. Mehr Unterstützung erwarte man sich auch vom Handel. Es müssten endlich robustere Apfelsorten in Anbau und Vermarktung gelangen, denn gerade die beliebten Sorten Topas und Gala seien sehr anfällig für Feuerbrand. Hier sei ein Umdenken angebracht - von den Baumschulen, über die Bauern, die Handelsketten bis hin zum Konsumenten.

Appell zur Kontrolle an Private

In den vergangenen Jahren hätten zudem viele der Gemeinden ihre Maßnahmen gegen die Pflanzenseuche stark zurückgefahren, so Höfert. Hätten diese vor einigen Jahren mit Kontrollen, Aufklärung, in der Befallsbekämpfung und mit Nachpflanzaktionen ihren Beitrag geleistet, gebe es nun Kommunen, die das nahezu völlig eingestellt haben. Auch Private könnten ihren Beitrag leisten, indem sie ihren Bestand kontrollierten und „Bakterienschleudern“ in ihrem Garten fällten und beseitigten.

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