Islam-Umfrage an Vorarlbergs Schulen

Einer Umfrage an den Vorarlberger Pflichtschulen zufolge gibt es nur wenige Schulen, die Probleme mit religiös oder kulturell motivierten Konflikten haben. Dennoch gibt es eine Handvoll Brennpunktschulen, die mit großen Problemen kämpft.

In Vorarlberg gibt es sogenannte Brennpunktschulen mit Klassen, in denen überwiegend Kinder aus bildungsfernen Schichten unterrichtet werden und der Migrantenanteil überdurchschnittlich hoch ist. Religiös und kulturell motivierte Konflikte gehören laut Gewerkschaft zum Alltag.

Laut Gerhard Unterkofler von der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer akzeptieren manche Schüler ihre Lehrpersonen nicht - sei es wegen deren Geschlecht oder Religion. Auch fachlich gebe es in einer Handvoll Schulen in Vorarlberg immer wieder religiös begründete Probleme, sagt Unterkofler.

So gebe es etwa ein Problem im Geschichteunterricht, in dem die unterschiedlichen Religionen behandelt werden. „Und da haben sich Eltern auch schon aufgeregt, wenn der Islam - genauso wie das Christentum - von der Geschichte her sehr kritisch gesehen wird“, so der Gewerkschafter.

Lehrervertreter Gerhard Unterkofler zu Gast

In „Vorarlberg heute“ wird Lehrervertreter Gerhard Unterkofler gefragt, ob ein Direktor spontan mit einem Unterstützungspersonal rechnen kann.

Mehr Unterstützungspersonal gefordert

Besondere Schwierigkeiten gibt es laut Unterkofler auch mit manchen tschetschenischen Gruppen, die sich durch besonderes Aggressionspotential auszeichnen würden. Dieses zu bewältigen, sei für die Lehrer eine Herausforderung. Es komme auch zu Schulausschlüssen, aber die Kinder seien ja weiterhin da, sagt der Gewerkschafter. Es brauche daher mehr Fachpersonal an den Brennpunktschulen.

„Ich weiß, das ist eine Kostenfrage. Aber in erster Linie brauchen wir dieses Support-Personal sehr schnell für diese Schulen, die diese Probleme haben“, sagt Unterkofler. Konkret gehe es um Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, Integrationsberater und Familienhelfer. Diese müssten die Last von den Lehrern abnehmen.

Schöbi-Fink verspricht Unterstützungspersonal

Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) verspricht Unterstützungspersonal für Brennpunktstellen. Derzeit werde ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Jedoch würde es nicht reichen, einfach nur mehr Personal einzustellen. Es müsse vermehrt auf die einzelnen Schwierigkeiten an den Schulen eingegangen werden. Sie setzt auf ein multifunktionales Lehrkörper-Team.

Zusammenarbeit mit Vereinen

Dringend notwendig wäre nach Ansicht von Unterkofler auch die Zusammenarbeit mit den Islamverbänden. Denn immer mehr Kinder würden einen großen Teil ihrer Freizeit in den Moscheevereinen verbringen. Die Schulaufsicht und das Land seien gefordert, mit den Vertretern der Islamverbände in Kontakt zu treten.

Würden die Probleme nicht im Einvernehmen gelöst, befürchtet Unterkofler, dass fundamentalistische Eltern ihre Kinder in einen Privatunterricht geben. Denn in Österreich gibt es keine Schulpflicht, nur eine Unterrichtspflicht. Und die kann überall erfolgen.

„Problem ist nicht die Religion, sondern die Kultur“

Der Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg, Abdi Tasdögen verteidigt die muslimischen Schüler an den Pflichtschulen: Das Problem sei nicht die Religion, wenn Schüler etwa vor einer Lehrperson keinen Respekt hätten, sondern vielmehr die Kultur. Er sieht auch Fehler bei manchen Schulleitungen und Lehrern. Wenn diese sich kritisch über Erdogan äußerten, fühlten sich manche Schüler verpflichtet, das eigene Land zu verteidigen.

Umfrage an Pflichtschulen

Einer Umfrage an den Vorarlberger Pflichtschulen zufolge gibt es nur wenige Schulen, die Probleme mit religiös oder kulturell motivierten Konflikten haben. Durchgeführt wurde die Umfrage - im Auftrag des ORF Vorarlberg - von der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer. Diese befragte alle 250 Schulen im Land, ob es am Standort Probleme mit dem Islam gebe. Immerhin 100 Schulen haben reagiert.

An den meisten befragten Schulen gebe es keine Schwierigkeiten mit muslimischen Kindern oder deren Eltern, sagt Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Gerhard Unterkofler. Nicht jedes negative Verhalten sei auf eine andere Kultur zurückzuführen. Nur eine Handvoll Schulen habe von gehäuften religiös oder kulturell motivierten Problemen berichtet, sagt Unterkofler.

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