Kritik an Tiroler Bahn auf Vorarlberger Boden

Nach der Kritik am geplanten Speichersee am Schwarzköpfle im Montafon steht nun wieder ein Projekt einer Seilbahngesellschaft am Pranger. Dieses Mal die Breitspitzbahn in Gaschurn, sie gehört zum Skigebiet Galtür, steht aber auf Vorarlberger Boden.

Der Alpenverein sorgte letzte Woche bei einer Pressekonferenz, in der sich Naturschützer für die Parteistellung der Naturschutzanwaltschaft stark machten, für Zündstoff: Der Naturschutzreferent des Alpenvereins, Gerhard Kaufmann, legte Unterlagen vor, die grobe Versäumnisse der Bezirkshauptmannschaft Bludenz in Zusammenhang mit der Verlängerung und Erneuerung der Breitspitzbahn oberhalb des Kops-Speichersees in Gaschurn belegen sollten.

Kops Speichersee

Naturschutzanwaltschaft

Skigebiet im Bereich des Kops-Speichersees

Bahn gehört zu Tiroler Skigebiet

Das naturschutzrechtliche Gutachten war in diesem Behördenverfahren - genauso wie beim umstrittenen Speichersee-Projekt - negativ, laut BH Bludenz wog das Gemeinwohlinteresse stärker und das Projekt wurde bewilligt. Für Kaufmann ist diese Entscheidung völlig unverständlich: Die Bahn steht zwar auf Vorarlberger Boden, gehört aber zum Tiroler Skigebiet Galtür und ist von Vorarlberger Seite aus gar nicht erreichbar. Wo hier das Allgemeinwohlinteresse für Vorarlberg liege, sei ihm ein Rätsel, sagte Kaufmann.

Breitspitzbahn

Naturschutzanwaltschaft

Der alte Lift wurde durch eine neue kuppelbare 10er Kabinenbahn ersetzt. Der Lift wurde verlängert sowie die Piste angepasst.

Kaufmann sieht aber nicht nur die Interessensabwägung kritisch. Unter anderem hätte man für die Pistenverlängerung auch Zirben gerodet, die eigentlich unter Schutz stehen.

„Verfahren vollkommen rechtskonform abgelaufen“

Bezirkshauptmann Johannes Nöbel - mit den Vorwürfen konfrontiert - sagt, das Verfahren sei vollkommen rechtskonform abgelaufen. Beim Abwägen der Interessen müsse man auch über den Tellerrand hinausschauen. Für die Rodung der Zirben hätte man eine Sonderbewilligung bekommen und es seien bereits neue Zirben gepflanzt worden.

Zu den Unterlagen des Alpenvereins, meint Nöbel, er kenne das Schriftstück, es handle sich dabei aber nicht um ein Rechtsgutachten - wie behauptet - sondern um eine Diplomarbeit von Studenten der Uni Graz, und die hätten nicht die volle Akteneinsicht.

Bürgermeister steht hinter dem Projekt

Der Bürgermeister von Gaschurn, Martin Netzer (ÖVP), steht hinter dem Neubau der Breitspitzbahn. Man hätte alles dafür getan, dass sowohl Natur als auch Liftbetreiber nicht auf der Strecke blieben. So werden 1.000 Zirben neu gepflanzt. Vorteile sieht er durch die Bahn auch für die im Montafon angebotene Silvretta Ski-Safari.

Schlusslicht bei Parteienstellung

Vorarlberger Naturschutzorganisationen (Alpenverein, Alpenschutzverein, Naturschutzbund) haben am Montag erneut die Parteienstellung der Naturschutzanwaltschaft gefordert. Vorarlberg sei in dieser Sache Schlusslicht in Österreich. Man wolle damit nicht die Verfahren unnötig in die Länge ziehen, sagt der Naturschutzreferent des Alpenvereins, Gerhard Kaufmann. Aber: Die Naturschutzanwaltschaft könne derzeit ihre Rolle als Anwalt der Natur nur zahnlos ausüben. Die Naturschutzanwaltschaft werde zwar eingebunden, habe aber keine Handhabe, wenn im Bescheid ihre Einwände nicht berücksichtigt werden.

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