Kinderdorf: Suche nach Betreuungspersonen

Im Vorarlberger Kinderdorf ist auf der Suche nach Personal für die Kinderdorffamilien. In den kommenden Jahren stehe eine Pensionierungswelle bei den Kinderdorfmüttern bevor, sagt die interimistische Geschäftsführerin Anneli Kremmel-Bohle im Samstaginterview von Radio Vorarlberg.

Zu Gast im Samstaginterview ist Anneli Kremmel-Bohle vom Vorarlberger Kinderdorf. Die 60-jährige Psychologin und Psychotherapeutin hat während der dreimonatigen Auszeit von Geschäftsführer Christoph Hackspiel die Leitung des Vorarlberger Kinderdorfs übernommen.

Das Vorarlberger Kinderdorf ist nicht nur ständig auf der Suche nach Pflegefamilien, sondern auch nach geeignetem Personal für die Kinderdorffamilien, um den Bedarf decken zu können. Der Verein habe eine eigene Ausbildung für sogenannte Kinderdorfmütter geschaffen, sagt Anneli Kremmel-Bohle - die interimistische Geschäftsführerin des Vorarlberger Kinderdorfs im Samstaginterview von Radio Vorarlberg. Es werde inzwischen auch über die Vorarlberger Grenzen im süddeutschen Raum nach Personal gesucht.

Pensionierungswelle steht bevor

Offen sei noch, ob die bevorstehende Pensionierungswelle an Kinderdorfmüttern auch nachbesetzt werden könne, so Kremmel-Bohle. Es sei teils nicht einfach, qualifizierte Menschen zu finden, die bereit seien, in diesem Ausmaß im Kinderdorf zu leben und 22 Tage rund um die Uhr im Dienst zu sein. An den restlichen Tagen werden sie von einer anderen Person vertreten.

Zwei Wohngruppen eingerichtet

Die teils schwierige Suche nach Kinderdorfmüttern- oder vätern ist ein Grund dafür, dass es neben den klassischen Kinderdorf-Familien inzwischen auch zwei Wohngruppen gibt. Diese Wohnform sei aber auch für manche Kinder- und Jugendliche und deren Eltern besser passend, so Kremmel-Bohle.

Anneli Kremmel-Bohle

Kinderdorf

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Ines Hergovits-Gasser hat sich mit Anneli Kremmel-Bohle über Entwicklungen und Herausforderungen in der Betreuung und Begleitung von fremduntergebrachten Kindern unterhalten.

Beziehungslosigkeit als Herausforderung

Die Betreuung und Begleitung von fremduntergebrachten Kindern und Jugendlichen sei mit zunehmenden Herausforderungen verbunden sagt, Kremmel-Bohle - dafür verantwortlich ist aus ihrer Sicht vor allem unsere digitalisierte, schnelllebige und oft beziehungslose Gesellschaft. Familien hätten da mit den gleichen Problemen zu kämpfen, weshalb Kremmel-Bohle für einen massiven Ausbau an Unterstützungen für Familien plädiert.

Problematischer Einfluss von Handy und Co.

Durch die Digitalisierung des Alltages durch Handy und Co. seien Kinder teilweise schon im Volksschulalter mit Inhalten konfrontiert, die nicht für sie geeignet sind. Mit Inhalten wie Pornografie oder Gewalt sind die Kinder oft überfordert, so Anneli Kremmel-Bohle. Man setze daher dem bewusst reale Kontakte und reale Beziehungen entgegen. Diese seien für die Entwicklung von Kindern essentiell.

„Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen, die für sie da sind, die Zeit haben und die sich auf sie einlassen. Müssen wir als Gesellschaft schauen, wie wir reagieren und Angebote für Familien schaffen“, sagt Kremmel-Bohle.