Gamsblindheit im Vormarsch: Appell an Sportler

In diesem Winter sind in den Vorarlberger Bergregionen vermehrt Fälle von Gamsblindheit festgestellt worden. Die Krankheit kann für die Tiere lebensgefährlich sein - Landesveterinär Norbert Greber bittet Wintersportler um Rücksichtnahme.

Die bereits schon jetzt bedrohten Gamsbestände in Vorarlberg kommen derzeit durch eine für die Tiere höchst ansteckende bakterielle Erkrankung weiter in Bedrängnis: Seit Herbst wurden und werden vor allem in den Bezirken Bregenz und Bludenz mehrere Dutzend Fälle von Gamsblindheit bei Gämsen und Steinböcken gemeldet, teilte Greber am Dienstag in einer Aussendung der Landespressestelle mit.

Krankheit für Menschen ungefährlich

Die Gamsblindheit (auch: Infektiöse Keratokonjunktivitis) ist eine Augenerkrankung, die durch den Erreger Mykoplasma conjunctivae hervorgerufen wird. Bei Gämsen und Steinböcken führt sie zu vorübergehender oder im schlimmsten Fall dauerhafter Erblindung und ist damit für die Tiere lebensbedrohlich. Auch bei Schafen und Ziegen gibt es die Gamsblindheit, die Ausbreitung kann deshalb von Wildtieren genauso wie von den Nutztieren ausgehen. Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich, für Gämsen und Steinwild aber bestandsgefährdend.

Greber: Einzelbehandlung nicht möglich

Wie Greber erklärte, nehme die Anzahl der Gämsen insgesamt schon ab - einerseits weil deren Lebensraum in den vergangenen Jahrzehnten eingeschränkt wurde, andererseits weil die Wintersterblichkeit dieser Tiere sehr hoch sei. „Besonders im ersten Lebensjahr überleben nur weniger als 50 Prozent der Tiere“, verdeutlichte der Landesveterinär. „Für die Bestände ist die Erkrankung sicher nicht gut“, zumal eine Einzelbehandlung bei Wildtieren nicht möglich sei.

Fernhalten von Tieren erbeten

Sowohl Greber als auch der Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft, Gernit Heigl, appellierten deshalb an Wintersportler - vor allem Tourenskigeher und Schneeschuhwanderer -, sich von den Tieren fernzuhalten. „Menschen reagieren oft verkehrt. Sie sehen Tiere, die sich scheinbar nicht fürchten, und ihre Neugier ist geweckt“, sagte Greber.

Auf keinen Fall sollte man sich aber einer vermeintlich zutraulichen Gams oder einem Steinbock nähern. Die Krankheit bewirke starken Tränenfluss und verklebte sowie geschwollene Augen. Den Tieren falle es schwerer, sich zu orientieren, weshalb sie sich nur unsicher fortbewegen oder „im Kreis drehen“, erklärte der Veterinär.

Bitte um „absolute Rücksichtnahme“

Kommt man dem Tier zu nahe, gerät es in Panik und flieht seiner Art entsprechend in steileres Gelände, wo es durch die verminderte Sehfähigkeit einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt ist. „Absolute Rücksichtnahme und Vermeidung von Störungen sind die einzige Medizin, die wir den Wildtieren bieten könnten“, sagte Heigl.

Die Überlebenschancen seien gut, wenn die Tiere ruhige Rückzugsorte finden, wo sie bleiben können, bis die Krankheit bestenfalls ganz ausheilt, ergänzte der Tierarzt. Je nach Schwere und dem Auftreten von Sekundärinfektionen dauere das wenige Tage bis mehrere Wochen.

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