Wirtschaftskammer sieht AK-Modell kritisch

Die Wirtschaftskammer Vorarlberg reagiert mit Skepsis auf das Altersteilzeit-Modell von Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle. Das Modell bringe nur den Arbeitnehmern Flexibilität, nicht aber den Betrieben, heißt es.

Das Modell, das Hämmerle am Donnertag via Aussendung kommunizierte, sieht eine schrittweise Reduktion der Arbeitszeit vor: Im ersten Jahr auf 80 Prozent, im zweiten auf 60, im dritten auf 50, im vierten auf 40 und im fünften und letzten Jahr auf 20 Prozent. Damit sollen die Beschäftigten länger im Berufsleben gehalten und der Übergang erleichtert werden - mehr dazu in Hämmerle schlägt neues Altersteilzeit-Modell vor.

AK-Direktor Rainer Keckeis ergänzt am Freitag, dass die Arbeitnehmer während dieser fünf Jahre 75 Prozent des Einkommens ersetzt bekommen sollen. Die Bemessungsgrundlage für die Pension soll aber bei 100 Prozent bleiben. Keckeis ist sich bewusst, dass es für die Firmen nicht leicht sein würde, die fehlenden Arbeitskapazitäten mit - zumindest anfangs - Teilzeitkräften aufzustocken. „Aber die Wirtschaft verlangt ja immer mehr an Flexibilität, also ich denke mir: Das kann für die Wirtschaft wirklich kein Problem sein.“

Jenny: Flexibilität nur für Arbeitnehmer

Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny sieht das etwas anders: „Also die Flexibilität bringt die von der Arbeiterkammer vorgeschlagenen Variante vor allem für die Mitarbeiter. Für die Unternehmer würde dieses Modell nicht wirklich mehr Flexibilität bedeuten.“ Vor allem kleine und mittlere Betriebe hätten logistisch mit diesem Modell zu kämpfen.

Dennoch: Jenny will sich nicht generell gegen das neue Modell stellen. Ihm fehlt in der aktuellen Debatte um die Altersteilzeit jedoch ein Aspekt: „Und für mich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob es überall dort, wo Mitarbeiter eigentlich von der Motivation geleitet sind, früher aus dem Berufsleben auszuscheiden, wirklich gerechtfertigt ist, diese Vorhaben auch noch mit öffentlichen Geldern finanziell zu unterstützen.“

Anders verhält es sich laut Jenny bei jenen Arbeitnehmern, die aufgrund der Belastung die Arbeitszeiten reduzieren müssen oder wollen. Doch genau die will die Arbeiterkammer erreichen: Keckeis sieht darin eine schonende Möglichkeit, um ältere Menschen länger gesund im Job zu halten.

Gewerkschaft unterstützt Vorstoß

Rückendeckung erhält die Arbeiterkammer wenig überraschend vom Vorarlberger Gewerkschaftsbund. Die Möglichkeit, schrittweise in Pension zu gehen, würde den Druck auf die Arbeitnehmer verringern, erklärt ÖGB-Chef Norbert Loacker: „Jede Maßnahme, die dazu führt, dass man Menschen länger in Beschäftigung halten kann, ist zu begrüßen.“ Bisher komme es häufig vor, dass Menschen regelrecht aus den Betrieben hinausgetrieben würden.