Pflegeheime fordern andere ärztliche Versorgung

Der Regionalleiter der Senecura Pflegeheime in Vorarlberg, Wolfgang Berchtel, fordert ein Ende des Hausärzte-Systems in den Pflegeheimen. Statt 20 Ärzte oder mehr koordinieren zu müssen, sollten die Heime einen eigenen Arzt anstellen dürfen. Unterstützung kommt aus der Landesregierung.

Die Öffnungszeiten der Hausärzte sind unterschiedlich, die Wartezimmer in den Ordinationszeiten voll. Besonders zu spüren bekommen das größere Pflegeheime, die nicht selten um die 20 Hausärzte für ihre Heimbewohner unter einen Hut bringen müssen. Nicht in allen Fällen gestaltet sich das problemlos.

Im Sozialzentrum Mariahilf in Bregenz zum Beispiel arbeiten die Pflegekräfte mit allen Hausärzten aus Bregenz und Umgebung zusammen. Das Problem sei die unterschiedliche Erreichbarkeit der Ärzte, sagt Pflegedienstleiter Gerhard Hofer. Mit den Ärzten müsse telefoniert und kommuniziert werden, dann müsse wieder der Rückruf abgewartet und der Besuch im Heim koordiniert werden, so Hofer.

Gesetzlich derzeit nicht möglich

Die Heime fordern deshalb eine insgesamt besser aufgestellte ärztliche Versorgung in den Häusern. Der Regionalleiter der Senecura Pflegeheime in Vorarlberg und Tirol, Wolfgang Berchtel, will das Hausarztmodell ganz abschaffen. Stattdessen solle ein Arzt Ansprechpartner für alle Heimbewohner sein.

Allerding ist das - wie auch Berchtel betont - derzeit gesetzlich nicht möglich, weil es das Prinzip der freien Arztwahl gibt. Für Berchtel ist es wünschenswert, dass die Pflegeheime in diesem Bereich einen Krankenhaus-ähnlichen Status bekommen und Allgemeinmediziner anstellen können, die dann die Bewohner langfristig betreuen.

Wiesflecker appelliert an Ärzte und GKK

Unterstützung erhält Berchtel von Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Die derzeitige Situation sei unbefriedigend, so Wiesflecker. Sie hoffe, dass Ärzteschaft und Gebietskrankenkasse stärker auf die herausfordernden Gegebenheiten in den Pflegeheimen Rücksicht nehmen, appelliert die Landesrätin. Das sei auch eine Möglichkeit, um unnötige Spitalsaufenthalte zu vermeiden.

Ärztekammer hält Koordinator für denkbar

Die Ärztekammer will vom Hausarztmodell nicht ablassen. Hauptargument ist die oft langjährige Beziehung zwischen Patient und Arzt. Eine Zwischenlösung in Form eines Koordinators sei allerdings denkbar, sagt der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Burkhard Walla. Dieser Koordinator würde nicht direkt behandeln, sondern koordinieren und organisieren.

Matthias König, praktischer Arzt in Bregenz, könnte sich diese Aufgabe vorstellen. Eine Koordination wäre nach seiner Auffassung das einfachste, „weil man da Synergien schafft von Dingen, die bereits da sind und die an sich funktionieren“. Zuvor müssten allerdings das Honorar und die Rahmenbedingungen geregelt werden.

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Zu Wort kommen: Gerhard Hofer und Angelika Perpmer ( Sozialzentrum Mariahilf Bregenz), Wolfgang Berchtel (SeneCura), Landesrätin Wiesflecker, Burkhard Walla (Ärztekammer) und Matthias König (Praktischer Arzt).

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