Aussichten in Baugewerbe und Industrie getrübt

Das Vorarlberger Baugewerbe sieht den kommenden Monaten skeptisch entgegen. Laut KMU-Forschung Austria ist die Zahl der Unternehmen, die sinkende Aufträge erwarten, größer als jene, die eine bessere Auftragslage erwarten.

71 Prozent der Vorarlberger Betriebe erwarten keine Veränderung der Auftragslage in den kommenden Quartalen. 13 Prozent erwarten eine Steigerung, 16 Prozent einen Rückgang. Somit gibt es nun um drei Prozent mehr Pessimisten als Optimisten. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatten die Betriebe, die steigende Aufträge erwartet hatten, noch ein deutliches Übergewicht (+28 Prozent).

Wirtschaftskammer spricht von Zweckpessimismus

Thomas Peter, Spartengeschäftsführer bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg, spricht von Zweckpessimismus, die aktuelle Auftragslage sei sehr gut. Die Bauunternehmer hätten im dritten Quartal einen durchschnittlichen Auftragsbestand von gut 20 Wochen.

„Die Unternehmer sind also auf mehrere Wochen hindurch ausgelastet. Und wenn sie natürlich in so einer Phase dann die mittelfristige Einschätzung für das nächste Quartal eher vorsichtig bewerten, dann ist das aus meiner Sicht auch nachvollziehbar“, so Peter. Das müsse nicht heißen, dass die Baukonjunktur deutliche nachlasse.

Gewerbe und Handwerk: Markt auf hohem Niveau

Auch im Gewerbe und Handwerk hat sich die Stimmung im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres leicht eingetrübt. „Wenn jetzt die Beurteilung der Geschäftslage etwas vorsichtiger ist, dann hat das noch nichts damit zu tun, dass der Markt gravierend einbrechen wird“, so Peter. Der Spartengeschäftsführer ist der Meinung, dass sich der Markt in diesen Bereichen auch in den kommenden Jahren auf hohem Niveau bewegen wird.

Wohnraum für jährlich bis zu 3.000 Menschen

Persönliche Erwartungen seien eine Sache, die wirtschaftliche Realität könne aber eine andere sein, sagt Peter. Dazu gehöre, dass jährlich 2.000 bis 3.000 Personen neu nach Vorarlberg kommen. Weil diese Personen Wohnraum benötigen, kann sich Peter nicht vorstellen, dass es - etwa im Bereich des Wohn- oder Gewerbebaus - zu einer Verschlechterung der Lage kommen wird.

Deswegen werden laut Peter auch in Zukunft 4.000 Mitarbeiter in der Vorarlberger Bauwirtschaft tätig sein. Die Unternehmer hätten außerdem die Märkte in der Schweiz, in Süddeutschland oder in Italien genau im Blick.

Auch Industrie weniger zuversichtlich

Der aktuellen Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer zufolge, herrscht auch in der heimischen Industrie weniger Zuversicht als zuletzt. Der Geschäftsklimaindex - also der Mittelwert der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten - ergab einen leichten Rückgang von 39,50 auf 36,30. Das Niveau sei aber weiterhin hoch, betonen IV und Wirtschaftskammer.

"Die Unsicherheiten auf einzelnen internationalen Märkten werden nach wie vor hervorragend ausgeglichen. Hinzu kommt die große Hoffnung, dass eine neue Bundesregierung endlich den Stillstand bei sozial- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen überwindet und überfällige Reformen für die Zukunft angeht“, sagt IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher.

41 Unternehmen befragt

Für die Konjunkturumfrage wurden 41 Industrie-Unternehmen mit fast 23.000 Arbeitnehmern befragt. Über ein Drittel der Betriebe plant demnach, in den nächsten drei Monaten mehr Mitarbeiter einzustellen, nur drei Prozent erwarten eine Abnahme. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von 93 Prozent der Unternehmen gleichbleibend beurteilt, sieben Prozent rechnen mit einer günstigeren Entwicklung.