„Schwitzen statt Sitzen“ findet Anklang

Seit neun Jahren können uneinbringliche Geldstrafen anstelle von Ersatzhaft durch gemeinnützige Arbeiten erledigt werden. „Schwitzen statt Sitzen“ wird in Vorarlberg von den Betroffenen immer häufiger angenommen.

Das Modell der gemeinnützigen Arbeit anstelle von Ersatzfreiheitsstrafen gilt derzeit in Straf- und Finanzstrafverfahren. Die Bandbreite der gemeinnützigen Arbeiten ist groß. Sie reicht von Schneeräumung über Mülltrennung bis etwa zur Mitarbeit in Küchen oder Seniorenheimen. In Vorarlberg haben im vergangenen Jahr 162 - vom Verein Neustart betreute Personen - eine dieser Arbeiten angenommen, um eine Geldstrafe oder Ersatzhaft abzuwenden.

Rückfallquote sinkt

Das sind um knapp sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, so Neustart-Pressesprecher Andreas Zembaty. 200 weitere Personen hätten sich im Zuge einer Diversion für das Modell „Schwitzen statt Sitzen“ entschieden und damit einen Eintrag ins Strafregister verhindert. Laut Zembaty hat sich gezeigt, dass durch das gemeinnützige Arbeiten die Rückfallquote zurückgegangen ist. Dieses Modell werde deshalb gerne angewendet und sei auch bei Richtern beliebt.

Novelle wird begrüsst

Nun soll „Schwitzen statt Sitzen“ auch bei Verwaltungsstrafen - etwa nach Geschwindigkeitsübertretungen - ermöglicht werden. Das Bundeskanzleramt schickte eine Novelle zum Verwaltungsstrafrecht in Begutachtung. Die Frist läuft Mitte Juni ab. Weil dieses Modell in Straf- und Finanzstrafverfahren bereits seit Jahren fruchtet, werde die Ausweitung begrüßt, heißt es beim Verein Neustart.

Wer Lärm erregt, die Sperrstunde missachtet, falsch parkt, zu schnell oder bei Rot über die Ampel fährt musste bisher in Arrest, wenn er die Geldstrafe nicht zahlen konnte. Das soll sich durch die Novelle ändern. Die Ersatzhaft wird künftig nicht mehr unbedingt nötig sein, zeigt sich Stefan Thaler, stellvertretender Leiter des Vereins Neustart, erfreut. Die Betroffenen fänden dadurch vielfach wieder Anschluss an die Gesellschaft.

Vier Stunden gemeinnüztige Arbeit

Im Schnitt dauert die durchschnittliche Ersatzhaft bei Verwaltungsvergehen an die zwei Wochen. Pro Tag Haft müssen vier gemeinnützige Stunden verrichtet werden, erklärt Thaler. Das Modell „Schwitzen statt Sitzen“ wirke, da ist sich Thaler sicher. Das sieht man auch an aktuellen Studien. Insgesamt 365 Personen haben im vergangenen Jahr in gemeinnützigen Einrichtungen gearbeitet.