Frohner warnt vor Pflegekräftemangel

Ursula Frohner, die Präsidentin des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, warnt vor einer Pensionierungswelle bei Pflegekräften. Außerdem fordert sie mehr Mitsprache für Pflegepersonal.

Gehen die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre in Pension, drohe ein massiver Mangel an Pflegekräften, wenn nicht jetzt die Reißleine gezogen werde, so Frohner im Samstag-Interview von ORF Radio Vorarlberg. Schließlich würden Gesundheits- und Krankenpflegepersonen 65 Prozent aller Gesundheitsberufe ausmachen.

Frohner: Paradigmenwechsel nötig

Zudem bemängelt Frohner, dass diese Berufssparte unterbewertet wird, in allen Handlungsfeldern. Vielfach würde das Pflegepersonal wichtige medizinische Routinetätigkeiten mitmachen. Oft würden die Pflegeleistungen bagatellisiert werden, dass dürfe nicht passieren. Die Tätigkeiten des Gesundheits- und Krankenpflegepersonals dürfen nicht an den Rand des Versorgungsaufwandes gedrängt werden. Da müsse ganz wo anders angesetzt werden, die Haltung der Gesellschaft müsse sich hier verändern. „Es ist hoch an der Zeit, dass man diesen wichtigen Gesundheitsberuf auch mehr in Entscheidungen auf der politischen Ebene und auf der gesellschaftlichen Ebene abbildet und einbindet“, sagt Frohner. „Dann wird es auch zu einem Paradigmenwechsel kommen.“

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Das gesamte Samstag-Interview mit Ursula Frohner, der Präsidentin des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, zum Nachhören. ORF-Redakteurin Ines Hergovits-Gasser hat das Interview geführt.

Zusätzliche Ausbildungswege möglich

Ein Fortschritt wurde bereits mit der Ausbildungsreform im Rahmen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes gesetzt. So können Pfleger künftig auch auf ihre Ausbildung aufbauen und sich weiter- oder umschulen lassen.

Die Ergebnisse des Jahresberichtes der Bundesvolksanwaltschaft würden laut Frohner aufzeigen, dass man noch genauer hinschauen muss, und für diesen wichtigen und anstrengenden Beruf gute und sehr kompetente Pflegekräfte nötig sind. Diese dürfe man bei ihrer Arbeit nicht alleine lassen, diese müssen regelmäßig gecoacht werden, man müsse ihnen zeigen, dass sie geschätzt werden und nicht alleine sind. Zudem müssen gute Arbeitsbedingungen geschaffen werden, denn viellfach würden die Pflegekräfte mit großem Leid konfrontiert werden.

Der Jahresbericht der Bundesvolksanwaltschaft hat zahlreiche Missstände und Defizite in den österreichischen Pflegeheimen aufgedeckt - mehr dazu in: Volksanwaltschaft: Missstände in Pflegeheimen.

Pflegeforum: Betroffene fordern bessere Strukturen

Auch beim Ländle-Pflegeforum in Nenzing am Freitag mit rund 300 Pflegekräften wurde ausdrücklich mehr Personal gefordert. Damit die Pflegefachkräfte in Heimen und Spitälern eine gute Arbeit machen können, brauche es mehr Personal und bessere Strukturen, da waren sich die Betroffenen einig.

Pflege-Forum: „Alles was recht ist“

In Nenzing hat das zweite Ländle-Pflege-Forum stattgefunden. Motto war „Alles was recht ist“. Fazit: Künftig braucht es mehr Pflegekräfte und bessere Strukturen.

Im Bericht der Volksanwaltschaft ist Vorarlberg gut weggekommen. Dennoch wachsen die Anforderungen von Jahr zu Jahr, aktuell auch aufgrund der neuen Ausbildung und der neuen Berufsgruppe der Pflegeassistenten, sagt Landesrätin Katharina Wiesflecker. In einem nächsten Schritt sei die gemeinsame Personalplanung vorgesehen. Im Herbst sollten laut Wiesflecker die Prognosen vorliegen, wie der Pflegebereich im Personalbereich aufgestellt ist und dann könne geplant und auf das neue Ausbildungsgesetz reagiet werden. Zudem sei es dann wichtig zu koordinieren, wie die neue Ausbildungsgruppe miteinbezogen werden kann.