Betäubungspfeil trifft falschen Hund

Am Bregenzer Weidachknoten lebt ein streunender Schäfer. Sein Besitzer will ihn zurück und engagierte einen Großwildjäger, der das Tier per Blasrohr betäuben sollte. Der legte sich im Dunkeln auf die Lauer - und traf den Hund einer Bregenzerin beim Abendspaziergang.

Am Weidachknoten in Bregenz treibt sich seit Wochen ein streunender Hund herum, der ursprünglich aus der Türkei stammt und seinem neuen Besitzer in Lindau entwischt ist - der „Schäfer vom Weidachknoten“. Inzwischen wird der Schäfermischling auch im Bereich der Bregenzer Riedenburg immer wieder gesichtet.

Hundebesitzer engagiert Großwildjäger

Alle Versuche, den Schäfermischling einzufangen, waren bisher erfolglos. Aber der Besitzer des Streuners, ein Lindauer, will sein Tier unbedingt zurückhaben. Also engagierte er einen Großwildjäger, der dem Streuner auflauern und ihn mit einem Blasrohr betäuben sollte. Die grob fahrlässige Jagd habe am Donnerstag gegen 21.30 Uhr begonnen, erklärt Amtstierarzt Erik Schmid - da sei es stockdunkel und sehr schwierig, „das Zielobjekt anzusprechen“, wie es in der Jägersprache heiße.

Hund heult auf und bricht zusammen

Zur selben Zeit drehte Cornelia Kaufmann aus Bregenz mit ihrem Hund Lilly, einer Setter-Saluki-Mischlingshündin, eine Abendrunde - wegen der Dunkelheit direkt im Wohngebiet, auf der unbeleuchteten Mösle-Wiese. Auf der Wiese herrscht kein Leinenzwang, Lilly lief frei. Plötzlich hörte die Besitzerin ihren Hund aufheulen. Das Tier lief noch zu seinem Frauchen und brach dann zusammen - mit einem Pfeil in der Schulter.

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Erik Schmid fasst den Vorfall zusammen.

Die Hundebesitzerin bemerkte ein großes Auto und einen Mann, der im Regen stand und offenbar wartete. Auf ihre Frage, ob er etwas mit dem Pfeil zu tun habe, habe er geantwortet: „Ja, keine Panik“. Er suche nur seinen Hund, und das sei ein Betäubungspfeil. Ein Profi habe ihn abgeschossen - und er habe zu einem roten Licht gezeigt, wo auch ein Käfig stand.

Tierärztliche Behandlung lebensnotwendig

Die gut zehn Kilo schwere Lilly wurde ganz offensichtlich aus Versehen getroffen, und zwar mit einer Dosis Ketamin, die eigentlich für einen viermal so schweren Hund gedacht war. In derselben Nacht wurde Lilly in die Tierklinik Schwarzmann gebracht, wo sie sich zur Stunde noch befindet - ohne tierärztliche Behandlung wäre der Hund gestorben. Allerdings habe Lilly den Vorfall recht gut weggesteckt, sie sei jetzt nur noch zur Beobachtung beim Tierarzt, berichtet Cornelia Kaufmann.

Besitzerin erstattet Anzeige

Die Hundebesitzerin will Anzeige erstatten. Zu Recht, sagt Amtstierarzt Schmid: Der Vorfall sei „ja wie im Wilden Westen oder in ‚Daktari‘ oder so“. Die Frau habe Anspruch auf Schadenersatz, das Verhalten sei grob fahrlässig. Strafrechtliche Konsequenzen könne er nicht abschätzen, er glaube aber, dass die Polizei den Fall ebenfalls zur Anzeige bringen werde.