Sprickler-Falschlunger mit 97 Prozent gewählt

Gabriele Sprickler-Falschlunger ist am Freitag mit 97 Prozent der Delegiertenstimmen zur neuen Landesparteivorsitzenden der SPÖ gewählt worden. Bundeskanzler und Bundesparteichef Christian Kern eröffnete den Landesparteitag der Vorarlberger Sozialdemokraten.

Die 60-jährige Allgemeinmedizinerin war sichtlich gerührt über ihre Wahl und die hohe Zustimmung. Bei den Parteikollegen bedankte sie sich für das „riesige Vertrauen“. „Ich freue mich auf die nächste Zeit und werde euch alle mit Arbeit eindecken“, kündigte die frisch gebackene Parteichefin an.

Sprickler-Falschlunger trat als einzige Kandidatin für den Landesparteivorsitz an - eine Kampfabstimmung gab es nicht. Der Parteivorstand hatte Sprickler-Falschlunger einstimmig für das Amt nominiert.

Zweite Frau an Parteispitze

Die 60-Jährige ist die zwölfte SPÖ-Landesparteivorsitzende seit 1945 und nach Elke Sader (2003-2007) die zweite Frau an der Spitze der Vorarlberger SPÖ. Sie tritt auch in die Fußstapfen ihres Vaters Karl Falschlunger, der der Landes-SPÖ von 1993 bis 1995 vorstand.

Rund 250 Parteimitglieder waren heuer stimmberechtigt. Bei der letzten Wahl im August 2014 erhielt der langjährige Parteichef Michael Ritsch die Zustimmung von 99,1 Prozent. Sprickler-Falschlunger führt die Landes-SPÖ seit September des Vorjahres an, nachdem Ritsch aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist.

Kern: „SPÖ wird ein Stück weiblicher und moderner“

Kern streute der neuen Landesparteichefin Rosen: „Mit Gabriele Sprickler-Falschlunger hat die Vorarlberger SPÖ eine Frau an ihre Spitze gewählt, die in ihren vielen verantwortungsvollen Funktionen ein hohes Maß an Kompetenz, Weitsicht und Sachverstand bewiesen hat“, sagte Kern, der sich darüber erfreut zeigte, dass „die SPÖ mit der Wahl von Gabriele Sprickler-Falschlunger wieder ein Stück weiblicher und moderner wird“.

SPÖ Kern Sprickler-Falschlunger

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Christian Kern und Gabriele Sprickler-Falschlunger

„Mehr öffentliche Verantwortung in Arbeitswelt“

Sprickler-Falschlunger forderte am Nachmittag in ihrer Rede eine vermehrte Verantwortung der öffentlichen Hand für die Arbeitswelt. Digitalisierung und Automatisierung würden nicht nur Gewinner hervorbringen, die SPÖ müsse die Existenz für jene sichern, die auf der Strecke bleiben, betonte die Chefin der Ländle-„Roten“. Neue Jobs würden heute eher im hochqualifizierten Bereich entstehen. „Verlierer werden die sein, die das mit dem Lernen nicht so schaffen“ - für sie müsse die SPÖ einstehen.

Unterstützen will Sprickler-Falschlunger Arbeitnehmer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren mit einer „wirklichen Fortbildungsstrategie“. Als Beispiel führte sie das deutsche Modell der Zusammenführung des Fortbildungsangebots der Volkshochschulen und betrieblicher Weiterbildungsprogramme an. Bei der Arbeitszeit forderte die 60-jährige Medizinerin eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit, denn noch nie seien diese „so wenig abgrenzbar gewesen wie heute“.

SPÖ Kern Sprickler-Falschlunger

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Volles Haus beim Parteitag

Motto „Plan A für Vorarlberg“

Beschlossen wurden am Freitagabend auch die nächsten inhaltlichen Schwerpunkte. Angelehnt an die Pläne des Bundeskanzlers wollen die Vorarlberger Sozialdemokraten einen „Plan A“ für Vorarlberg entwickeln. Er ist das Ergebnis eines Erneuerungsprozesses, der nach der SPÖ-Schlappe bei der Landtagswahl 2014 in Gang gesetzt wurde.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen die Schaffung von mehr leistbarem Wohnraum, der Ausbau von Kinderbetreuung, Pflege und ärztlicher Versorgung sowie die Einrichtung eines Landesfonds zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmern, um diese für neue Arbeitswelten vorzubereiten. Gewerkschaft, AMS, Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen sowie Industriellenvereinigung, Arbeiterkammer und Wirtschaftkammer sollen diese Plattform tragen und finanzieren - gemeinsam mit dem Land, das auch die Koordination dafür übernehmen soll.

„Scheide 2019 aus Landtag aus“

Sprickler-Falschlunger will jetzt möglichst schnell Nägel mit Köpfen machen. Man werde verschiedene Anträge im Landtag einbringen und hoffe auf konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Parteien. Fest steht für Sprickler-Falschlunger: Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl will sie nicht werden. „Ich werde 2019 aus dem Landtag ausscheiden, ich werde ganz sicher keine Spitzenkandidatin sein.“ Sie habe aber bereits „zwei bis vier“ mögliche Kandidaten im Auge.

Kern: Solidarität und Chancengleichheit

Bundeskanzler Kern absolvierte am Freitag seinen ersten Auftritt bei einem Parteitag der SPÖ Vorarlberg. Bereits seine Ankunft in der Kulturbühne Ambach in Götzis wurde mit Standing Ovations bedacht. In seiner Rede appellierte Kern an die Grundgedanken der Sozialdemokratie, an die Solidarität und die Chancengleichheit in Österreich und Europa.

Auch in Vorarlberg fürchteten immer mehr Menschen, dass es ihren Kindern später schlechter gehen könnte als ihnen selbst heute. Dem kann laut Kern nur mit sozialdemokratischer Politik begegnet werden. Die Vorarlberger SPÖ sei auf gutem Weg.

„Manche wollen regieren, manche wollen blockieren“

Kern brachte auch die Streitereien innerhalb der Regierung in der vergangenen Woche aufs Tapet. „Wir erleben immer wieder, es gibt jene, die wollen regieren und die anderen, die blockieren“, bemerkte Kern. Er verwies aber auf die Beschlüsse der Woche innerhalb der Regierung wie die Beschäftigungsmaßnahme für langzeitarbeitslose Menschen über 50. Angesichts dieser Erfolge sei man gut beraten, den Streit beiseite zu stellen. „Solange ich das Gefühl habe, dass wir unser Regierungsprogramm umsetzen, sind mir die Diskussionen egal“, versicherte Kern.

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Neue Landesparteivorsitzende gewählt

Im Beitrag von Jürgen Sebö sehen Sie Gabriele Sprickler-Falschlunger, christian Kern und SPÖ-Mitglieder Gerhard Woger und Eveline Lutschounig.

Ritsch: Blick zurück in Dankbarkeit

Sprickler-Falschlungers Vorgänger Michael Ritsch blickte in seiner Rede dankbar auf seine zehn Jahre als Vorsitzender der Ländle-SPÖ zurück. „Ich habe mir vielleicht nicht die besten zehn Jahre ausgesucht“, wies Ritsch auf das schlechte Abschneiden seiner Partei bei den vergangenen Wahlen hin, seinen Job habe er aber immer gern gemacht. Ritsch hatte den Chefposten der Partei im September 2016 aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Der Politik blieb der 48-Jährige dennoch als SPÖ-Klubobmann und als Bregenzer Sportstadtrat erhalten.

Lebenslauf Gabriele Sprickler-Falschlunger

Sprickler-Falschlunger wurde am 21. August 1956 in Bregenz geboren. 1999 trat die Allgemeinmedizinerin in die SPÖ ein. Von 2000 bis 2009 war sie Stadträtin in Dornbirn, seit 2009 ist sie Landtagsabgeordnete.

Ihre Begeisterung für die Sozialdemokratie entspringe ihrem Aufwachsen in einer Eisenbahner-Siedlung, so die Politikerin und Ärztin. Es erschütterte sie, dass nach wie vor vielfach die Herkunft entscheidend sei, was aus einem werde. Es sei unerträglich, dass viele Leute aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt seien, diese Erfahrung mache sie auch tagtäglich als Ärztin. Dies zu ändern sei letztendlich der Kern ihrer Motivation in der Politik.

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