Messerattacke auf Vater? Keiner sagte aus

Ein 29-Jähriger soll im Vorjahr seinen Vater mit einem Messer attackiert haben. Da jedoch beim Prozess am Donnerstag niemand aussagen wollte, wurde er frei gelassen. Vor der Verhandlung war er in der geschlossenen Anstalt des LKH Rankweil.

Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann vor, dass er im August des Vorjahres mit einem Messer auf seinen Vater losgegangen sein soll, da er Geld von diesem wollte. Da der Angeklagte bei der angeblichen Tat nicht zurechnungsfähig gewesen sein soll, musste das Schöffengericht beim Prozess am Donnerstag über einen Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher entscheiden.

Vor Gericht stritt der Mann alle Vorwürfe ab. Den Streit um 50 Euro habe es zwar gegeben, aber die Messer-Attacke auf den Vater sei erfunden. Seine ganze Familie - Vater, Mutter und drei Geschwister - sagten vor Gericht nicht aus. Damit durften auch alle vorherigen bei der Polizei getätigten Aussagen nicht verwertet werden. Somit musste das Gericht den Antrag auf Einweisung ablehnen und den Mann frei lassen.

Haller: „Kriminalpsychiatrische Katastrophe“

Vor der Verhandlung war der Beschuldigte in der geschlossenen Anstalt des Landeskrankenhauses Rankweil. Laut Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat der Mann eine starke Persönlichkeits- und Verhaltensstörung. Derzeit stelle der Mann keine Gefahr für andere oder sich selbst dar, dass aber nur, weil er Medikamente nehme und in Therapie sei. Die Abweisung des Antrags auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher bezeichnete Haller als „kriminalpsychiatrische Katastrophe“.

Vierfach einschlägig vorbestraft

Damit strafrechtlich eine Einweisung möglich ist, braucht es als Voraussetzung ein Delikt. Da in diesem Fall aber die Zeugen keine Aussage gemacht haben, gibt es keine Möglichkeit, den Mann festzuhalten. Der 29-Jährige ist vierfach einschlägig vorbestraft. Man müsse wohl oder übel warten, bis er wieder etwas anstellt oder die Familie Hilfe sucht, sagte Gerichtspsychiater Haller. Der Beschuldigte selbst sagte vor Gericht immer wieder, dass er nicht krank sei.