Häusliche Gewalt: Dalpra will Kontakt zu Tätern

In Vorarlberg kommt es laut Institut für Sozialdienste jährlich zu etwa 300 Wegweisungen nach häuslicher Gewalt. Häufig sind Männer Täter, Frauen Opfer. Die Gewaltberatungsstelle des IFS nimmt mit Opfern sofort Kontakt auf, Täter bleiben aus Datenschutzgründen alleingelassen.

Das Institut für Sozialdienste bemängelt die fehlende Kontaktmöglichkeit mit Tätern. Aus datenschutzrechtlichen Gründen darf das IFS nicht von sich aus auf Angreifer zugehen. Dieses Defizit soll nun behoben werden.

Angreifer bleiben mit Gewaltpotential allein

Eine Situation, mit der Polizei und Sozialarbeiter oft genug zu tun haben. Ein Mann schlägt seine Frau, diese ruft um Hilfe, der Angreifer wird von der Exekutive weggewiesen, das Opfer von der IFS-Gewaltberatung betreut. Was aber mit dem Täter passiert, wo er sich aufhält und wie er mit seinem Gewaltpotenzial umgeht, ist gesetzlich nicht geregelt. Arno Dalpra, Leiter der IFS-Gewaltberatung, kritisiert, "dass die Verursacher und Gefährder unberücksichtigt bleiben von psychosozialen Kontaktvarianten. Daher regen wir an, dass im Sicherheitspolizeigesetz eingeführt wird, dass neben dem Opfer auch der Gefährder von psychosozialen Einrichtungen kontaktiert werden sollte.

Zeitnahe Hilfe wirkt am besten

Dürften die Sozialarbeiter wie bei den Opfern auch die Täter von sich aus sofort kontaktieren und eine Betreuung anbieten, wäre die Gewaltprävention effizienter. Laut Dalpra entscheide hier aber die Zeit: „Wir haben festgestellt, dass, je zeitnäher wir mit Personen, die Gewalt anwenden in Kontakt kommen, desto höher ist die Einsicht über ihr Tun. Je länger die Zeit verstreicht nach der Tat desto verschwommener und bagatellisierend wird das vom Täter wahrgenommen, was er getan hat.“

Projekt wird Bundesregierung vorgelegt

Diese Erkenntnis stammt aus einem österreichweit einzigartigen Projekt in Vorarlberg: Hier wird der Täter bei seiner Wegweisung von der Polizei um Erlaubnis gebeten, seine Daten dem IFS weiterzugeben. Binnen 72 Stunden nach der Gewaltanwendung erreicht das IFS 90 Prozent dieser bereitwilligen Täter - und laut Dalpra lassen sich viele von ihnen auch helfen: „53 bis 56 Prozent der so Angesprochenen bleiben in der Beratung. Das ist eine enorm hohe Zahl. Und deshalb sehen wir uns auch veranlasst, diese Idee, dass dieser Teil auch österreichweit im Gesetz implantiert wird.“ Das IFS hat seinen Gesetzeswunsch samt den Erfolgsdaten aus dem Vorarlberger Projekt jetzt bei der Bundesregierung eingebracht.