Krisenstimmung bei den Vorarlberger Stickern

Die Vorarlberger Stickereibranche steckt in der Krise: Einige Unternehmen verzeichnen Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent. Wegen Währungsverlusten sind vor allem jene Unternehmen betroffen, die nur den nigerianischen Markt beliefern.

Mit Schwankungen haben die Vorarlberg Sticker umzugehen gelernt - zuletzt wurden die Abstände zwischen den Auf- und Ab-Phasen aber immer kürzer. Außerdem werden die Aufträge der europäischen Kunden aus dem Hochpreissegment immer kurzfristiger und daher schwieriger zu bewältigen.

Stickerei Branche Krise

ORF

„Der Kunde fordert schnellere Lieferzeiten bei relativ unflexibler Entscheidungsfreudigkeit“, sagt etwa Markus Riedmann, Obmann der Stickereiwirtschaft. Die Betriebe würden deswegen große Aufträge vermeiden, um das Risiko entsprechend zu minimieren und die finanzielle Belastung zu verringern.

Graber: Kaufkraft fehlt

Selma Graber von Hofer-Hecht sagt, die Kunden würden ausbleiben, vor allem aus Japan, Russland oder den arabischen Ländern - und das nicht zuletzt wegen der politischen Situation. Diese Kaufkraft würde dann fehlen.

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Stickereien in der Krise

Die Vorarlberger Stickerstecken tief in der Krise. Viele suchen sich deswegen neue Nischen - etwa technische Stickereien.

Wie bei Hofer-Hecht - der ältesten Stickerei Vorarlbergs - mussten die meisten Stickereibetriebe umstrukturieren und auch Personal abbauen. Die Infrastruktur sei auf einen 16- bis 24-Stunden-Betrieb ausgelegt, sagt Riedmann. Zudem habe man die Einbrüche in Nigeria zu spüren bekommen.

Neues Standbein technische Stickerei

Bereits im Dezember wurde die Lustenauer Stickerei Albert Bösch inklusive Liegenschaften von Getzner Textil übernommen. Auch hier wurde der afrikanische Markt zunehmend zur Belastung: Die Umsätze und Kundenbesuche seien „extrem zurückgegangen“, sagt Nicole Bösch von der Geschäftsleitung der Stickerei. Man habe weitaus weniger Waren verkauft.

Ein neues Standbein für viele Betriebe ist mittlerweile die technische Stickerei geworden - als Zulieferer für die Automobilindustrie oder die Medizintechnik. Man müsse sich eben der neuen Situation anpassen und habe „gottseidank“ diese Alternative, sagt Günther Grabher von der Grabher-Group.

Die Zahl der Stickereibetriebe hat sich in den letzten fünf Jahren übrigens halbiert: Zehn haben im allein im vergangenen Jahr zugemacht. Derzeit gibt es noch 130 Vorarlberger Stickereien.